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Asien Kurier  4/2015 vom 1. April 2015
Korea

Schiffbau in Südkorea

Von Dr. Alexander Toepel, Frankfurt

2014 war für den südkoreanischen Schiffbau insgesamt ein erfolgreiches Jahr. Obwohl die meisten Werften hinter den Ergebnissen von 2013 zurückblieben, sind die Auftragsbücher gut gefüllt. Dabei konnten die Südkoreaner zuletzt sogar an ihren chinesischen Rivalen vorbeiziehen. Auf das ganze Jahr gesehen stehen die südkoreanischen Werften mit 10,2 Millionen CGT (compensated gross tons) allerdings weiterhin hinter der chinesischen Konkurrenz zurück, die im gleichen Zeitraum 14,57 Millionen CGT an Neuaufträgen verbuchen konnte. Für 2015 erwarten die Analysten von KDB Daewoo Securities eine Fortsetzung des Aufwärtstrends, wobei sich das Wachstum vor allem in den Bereichen und Containerschiffe abspielen wird. Im Bereich Bohrplattformen wird dagegen aufgrund fallender Ölpreise eine eher schleppende Entwicklung erwartet.

Hyundai Werft
Foto: Hyundai

Die Erfolge der koreanischen Schiffbauer finden vor dem Hintergrund eines nach wie vor schwierigen Marktumfeldes statt. Die Frachtraten betrugen zwischen 2008 und 2014 weniger als die Hälfte der durchschnittlichen Frachtrate von 27.178 US$ pro Tag in den 6 Jahren vor dem Marktzusammenbruch in 2008. Dazu kommt, dass die Transportkapazitäten weitaus schneller gewachsen sind als der Seehandel. Nach Auffassung von Martin Stopford (Präsident, Clarkson Research) wird der Markt erst dann zur Normalität zurückkehren, wenn diese Überkapazitäten abgebaut sind.In diesem Umfeld konnten die Koreaner vor allem von einer erhöhten Nachfrage nach Flüssiggas-Tankern profitieren, die durch den Schiefergas-Boom in den USA und Australien ausgelöst wurde. Südkoreanische Werften haben in diesem Bereich traditionell einen hohen Marktanteil, während der Schüttgut-Sektor, in dem die Chinesen mit 60% dominieren, in den vergangenen Jahren die schwächsten Wachstumsraten aufwies.

Der koreanische Schiffbau wird traditionell von 9 großen Unternehmen dominiert, innerhalb derer die �Big 3� Hyundai Heavy Industries, Samsung Heavy Industries und Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering noch einmal eine beherrschende Stellung einnehmen. Im koreanischen Branchenverband KOSHIPA (Korea Offshore & Shipbuilding Association) sind insgesamt 80 Unternehmen zusammengeschlossen; die Gesamtzahl der Schiffbauer betrug in den Boom-Jahren 2000-2008 ungefähr 100, von denen einige kleinere Unternehmen den Markt inzwischen verlassen mussten.

Die Produktion der koreanischen Schiffbauer hatte sich von 2000 bis 2011 verdreifacht, bevor sich die Auswirkungen des Wirtschaftseinbruchs von 2008 bemerkbar machten. Trotzdem liegt der Marktanteil der koreanischen Werften nach wie vor weltweit bei etwa 30%. Allerdings hatten in 2012 sämtliche koreanischen Schiffbauer Liquiditätsengpässe, was zu einer hohen Verschuldung geführt hat. Diese wirkt sich wiederum negativ auf die Gewinnmargen aus und ist für einige Unternehmen zu einem ernsthaften Problem geworden. Zu kämpfen hatten die Werften außerdem mit einem erstarkten Won, der für einige Unternehmen Verluste auf der non-operativen Seite gebracht hat.

Der Beitrag des koreanischen Schiffbaus zum BIP hat sich von 0,75% in 1981 auf knapp 2% in 2009 erhöht. Seit dieser Zeit dürfte er leicht gefallen sein und wird gegenwärtig auf 1,8% geschätzt. 2012 beschäftigten die Mitglieder der KOSHIPA 154.288 Personen. Die Beschäftigen derjenigen Unternehmen, die nicht in der KOSHIPA zusammengeschlossen sind, werden auf 16.000 geschätzt. Damit waren in 2012 etwa 0,67% der koreanischen Erwerbsbevölkerung im Schiffbau tätig. Der Anteil des Schiffbaus am koreanischen Export ist in den vergangenen 20 Jahren stetig angestiegen. Belief er sich 1994 noch auf 5% des Gesamtexports (4,9 Mrd. US$), stellte er 2009 bereits 11,7% des Gesamtexports (42 Mrd. US$) dar. Bis 2011 ist dieser Anteil allerdings auf 9,7% gefallen, was wiederum dem Auftragseinbruch nach 2008 zuzuschreiben ist. Ein wichtiges Glied in der Wertschöpfungskette ist dabei die Stahlindustrie. Nach der Bau- (28,1%) und Automobil-Industrie (25,1%) war der Schiffbau mit 20,8% in 2012 drittgrößter Abnehmer von Stahl in Korea. Ebenfalls von Bedeutung ist die Zulieferer-Industrie.

Die im Branchenverband KOMEA (Korea Marine Equipment Association) zusammengeschlossenen 177 Unternehmen verzeichneten in 2011 eine Produktion im Wert von ca. 11,9 Milliarden US$, davon 58% im Bereich Antriebe und Motoren, 27% im Bereich Ausrüstung und 14% im Bereich Elektrik/ Elektronik. Insgesamt geht KOMEA von ca. 1.000 Zulieferern aus, die zusammen in 2012 etwa 63.600 Personen beschäftigten. Dies entspricht 0,25% der damaligen Erwerbsbevölkerung..

Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering
Der 1973 aus der Daewoo-Gruppe hervorgegangene drittgrößte Schiffbauer Südkoreas mit Basis auf der Insel Geoje an der südöstlichen Spitze der koreanischen Halbinsel (Werft Okpo, Kapazität: 75 Schiffe p.a.) konnte seinen Marktanteil im Bereich LNG-Tanker von 25% in 2013 auf 69% in 2014 ausbauen. Zurückzuführen ist dieser steile Anstieg auf überlegene Antriebssysteme, die DSME einen Vorsprung vor der Konkurrenz sicherten. In 2014 konnte der Konzern 69 Neuaufträge im Wert von insgesamt 14,9 Milliarden US$ verbuchen, darunter 37 LNG-Tanker, 12 LPG-Tanker und 10 herkömmliche Tankschiffe. Für 2014 wird ein Umsatz von insgesamt 15,69 Milliarden US$ mit einem Reingewinn von 205,97 Millionen US$ erwartet. Bis Mitte Februar 2015 konnte DSME zudem 8 Neuaufträge (6 LNG-Tanker, 2 Öltanker) im Wert von bislang 1,4 Milliarden US$ sichern.

Dae Sun Shipbuilding & Engineering
DSSE wurde 1945 gegründet und besitzt 2 Werften in Busan mit einer Kapazität von zusammengenommen 15 Schiffen p.a. Das Unternehmen stellt Containerschiffe, Tanker, Schüttgutfrachter und Spezialschiffe her. Zwischen 2009 und 2014 wurden 63 Schiffe fertig gestellt, davon 22 Containerschiffe, 19 Schüttgutfrachter und 17 Chemikalientanker. In 2014 erhielt DSSE 17 Neuaufträge im Wert von zusammengenommen 346 Millionen US$, davon 8 Chemikalientanker und 7 Containerschiffe. Das entspricht einer 72-prozentigen Erreichung des gesetzten Ziels von 22 Neuaufträgen mit einem Gesamtwert von 483 Millionen US$. In 2015 konnte das Unternehmen bislang einen Auftrag über 6 Containerschiffe verbuchen.

Hanjin Heavy Industries & Construction
Der 1937 unter dem Namen Chosun Heavy Industries gegründete älteste Schiffbauer Koreas mit Werften in Busan und auf den Philippinen (Kapazität insgesamt 37 Schiffe p.a., davon 15 in Busan) musste 2013 einen Verlust von 183 Millionen US$ hinnehmen. Das Unternehmen hatte schon seit längerem mit Schwierigkeiten zu kämpfen, die der begrenzten Kapazität der Werft in Busan zugeschrieben werden und dazu führten, dass HHIC sich zeitweise nicht mehr an Ausschreibungen beteiligen konnte. Gleichzeitig erreichte der philippinische Ableger des Unternehmens in der Subic Bay Freeport Zone zwischen 2009 und 2014 die Marke von 100 Aufträgen im Wert von insgesamt 5 Milliarden US$. Das Volumen an Neuaufträgen belief sich Ende November 2014 auf insgesamt 2,28 Milliarden US$, darunter Schüttgutfrachter, Containerschiffe und Supertanker. Damit lag das Unternehmen deutlich unterhalb des angestrebten Ziels von 3 Milliarden US$ an Neuaufträgen. Das Ergebnis von 2014 lag mit einem Verlust von 275,46 Millionen US$ noch unterhalb des Rekordverlustes von 2013.

Hyundai Heavy Industries
Die beiden Werften (Ulsan und Gunsan, Kapazität insgesamt: 55 Schiffe p.a., davon 43 in Ulsan) des 1972 gegründeten Konzerns und langjährigen Branchenprimus mussten 2014 einen Verlust von 1,77 Milliarden US$ hinnehmen und stellten damit den am wenigsten profitablen Teil des Unternehmens dar. Dem entspricht eine gegenüber dem Vorjahr verschlechterte Auftragslage des Gesamtunternehmens: Neuaufträge im Wert von 23 Milliarden US$ (2014) stehen einem Volumen von 27,36 Milliarden US$ von 2013 gegenüber. Das für 2014 gesetzte Ziel von Neuaufträgen im Wert von 29,7 Milliarden US$ wurde weit verfehlt. Einen besonders drastischen Rückgang hatten dabei die Bereiche Schiff- und Anlagenbau zu verzeichnen: Im Schiffbau fiel der Auftragswert von 9,5 Milliarden US$ auf 5,85 Milliarden US$, im Anlagenbau von 4,39 Milliarden US$ auf 1,14 Milliarden US$. Relativ stabil blieb dagegen der Bereich Offshore mit einem Rückgang von 6,5 Milliarden US$ auf 5,6 Milliarden US$. Um dieser Entwicklung gegenzusteuern, sollen 1.500 Mitarbeiter in den Vorruhestand geschickt und die Sparten Marine Business und Anlagenbau verschmolzen werden.

Hyundai Mipo Dockyard
HMD (Ulsan, Kapazität: 80 Schiffe p.a.) musste in 2014 Verluste auf der nichtoperativen Seite hinnehmen, die mit der Stärke des US$ gegenüber dem koreanischen Won in Verbindung gebracht werden. Dazu kommt ein scharfer Rückgang der Aufträge: Gegenüber 171 Neuaufträgen im Wert von 5,94 Milliarden US$ in 2013 standen 42 Aufträge im Wert von 1,8 Milliarden US$ in 2014. Der Auftragsüberhang betrug Ende 2014 insgesamt 256 Neubauten im Wert von 8,46 Milliarden US$. Der überwiegende Teil des Auftragsbestands betrifft Produktentanker, die zusammen mit Schüttgutfrachtern das Haupterzeugnis von HMD darstellen. Der für 2014 erwartete Verlust von 640,9 Mio US$ ist zum großen Teil auf den Rückgang der Nachfrage in diesem Segment zurückzuführen.

Hyundai Samho Heavy Industries
Der 1992 gegründete Schiffbauer mit Werft in Samho an der Südwestspitze der koreanischen Halbinsel (Kapazität: 50 Schiffe p.a.) ist seit 2002 Teil von HHI. Zwischen 2009 und 2014 wurden 341 Schiffe fertig gestellt, davon 111 Containerschiffe, 106 Tanker und 74 Schüttgutfrachter. 2014 konnten Neuaufträge im Wert von 4 Milliarden US$ erzielt werden.

Samsung Heavy Industries
Bei der 1975 gegründeten Schwerindustrie-Tochter des Samsung-Konzerns mit Basis auf der Insel Geoje (Werft Okpo, Kapazität: 70 Schiffe p.a.) bleibt das für 2014 erwartete Ergebnis von 228 Millionen US$ Reingewinn hinter dem Vorjahr zurück und droht, das Unternehmen den lange Zeit unumstrittenen zweiten Platz im Schiffbau zu kosten. Im Bereich Schiffbau konnten 2014 insgesamt 33 Neuaufträge verbucht werden, davon 11 in den Bereichen Offshore und Spezialschiffe. Der Gesamtwert der Aufträge in Höhe von 7,3 Milliarden US$ blieb dabei deutlich hinter dem Wert von 13,3 Milliarden US$ von 2013 zurück. Besonders negativ wirkte sich der Rückgang von Aufträgen für Bohrschiffe und LNG-Tanker aus. Eine Zunahme der Aufträge war dagegen bei herkömmlichen Tankern und Spezialschiffen zu verzeichnen.

STX Offshore & Shipbuilding
Der finanziell angeschlagene Schiffbauer mit Sitz in Jinhae an der Südküste der koreanischen Halbinsel (Kapazität: 50 Schiffe p.a.) konnte in 2014 Neuaufträge für insgesamt 15 Tanker und Tankschiffe gewinnen. Finanzielle Details der Aufträge wurden nicht bekanntgegeben. Zur Bewältigung eines Liquiditätsengpasses erhielt das Unternehmen im Januar 2014 Darlehen über 1,62 Milliarden US$, nachdem es in 2013 einen Verlust von 4,7 Milliarden US$ hinnehmen musste. Das Unternehmen kündigte überdies an, seine Werft in Busan zu schließen, um die Konstruktion in den Werften Jinhae und Goseong zu konzentrieren. Während der finnische Ableger verkauft werden soll, musste die chinesische Tochter STX Dalian im Sommer 2014 Konkurs anmelden. Weiterhin unklar ist das Schicksal der französischen Werft, die bis Februar 2015 insgesamt 4 Aufträge zum Bau von Kreuzfahrtschiffen der Oasis-Klasse sichern konnte.

Sung Dong Shipbuilding & Marine Engineering
Der 2001 gegründete Schiffbauer mit Werft in Tongyeong (Kapazität: 44 Schiffe p.a.) stellte zwischen 2009 und 2014 insgesamt 157 Schiffe fertig, davon 93 Schüttgutfrachter, 20 Containerschiffe, 20 Produktentanker und 13 Rohöl-Tanker. In 2014 konnte das Unternehmen 42 Neuaufträge für Tanker und Schüttgutfrachter im Wert von zusammengenommen 2,3 Milliarden US$ gewinnen und übertraf damit das gesteckte Ziel von 40 Neuaufträgen (1,9 Milliarden US$). Anfang 2015 erhielt das Unternehmen den Auftrag für 5 Suezmax-Tanker (davon 2 optional) im Wert von insgesamt 330 Millionen US$.

Fazit
Nach Auffassung der OECD stellen die finanziellen Schwierigkeiten des koreanischen Schiffbaus die größte Herausforderung für die Zukunft dar. Eine SWOT-Analyse des ISSEK (Institute for Statistical Studies and Economics of Knowledge) sieht als weitere Schwächen die verhältnismäßig hohen Lohnkosten in Südkorea und einen geringen Grad an Diversifizierung. Eine ernsthafte Bedrohung des koreanischen Schiffbaus bildet nach wie vor die chinesische Konkurrenz, auch wenn die koreanischen Werften mit qualifizierten Arbeitskräften, guter Produktqualität und kurzen Lieferzeiten bei ihren Kunden punkten können.

Die koreanische Regierung betrachtet gegenwärtig anscheinend den Offshore-Bereich als einen Wachstumsmarkt, auf dem sich die koreanischen Schiffbauer nach dem Willen des Ministry of Trade, Industry and Energy (MOTIE) bis 2020 stärker profilieren sollen. Geplant ist unter anderem, das Auftragsvolumen in diesem Bereich von 25,7 Milliarden US$ in 2011 auf 80 Milliarden US$ in 2020 zu erhöhen. Zu diesem Zweck kündigte MOTIE im November 2013 Investitionen in Höhe von 822 Millionen US$ an, die bis 2017 10.000 neue Arbeitsplätze schaffen sollen. Allerdings war diese Strategie bislang aufgrund fallender Rohölpreise nicht besonders erfolgreich. Keiner der "Big 3"-Schiffbauer (HHI, SHI, DSME) konnte 2014 die gesetzten Ziele im Offshore-Bereich erreichen.





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