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Asien Kurier  04/2014 vom 1. April 2014
Buchbesprechung

Einzigartiges China?

Chinas Power-Tuning. Modernisierung des Reichs der Mitte

Von Dr. Doreén Pick

BERLIN. Die nun schon seit über 30 Jahren ablaufende Modernisierung der chinesischen Wirtschaft und Gesellschaft hat für den Westen neben vielerlei ökonomischen Anpassungszwängen vor allem ein großes Verständnisproblem geschaffen: In unzähligen Magazinbeiträgen und Büchern wird mehr oder minder differenziert die Frage erörtert, mit was für einer Art von System man es beim China von heute eigentlich zu tun hat. Eine halbwegs zufriedenstellende Antwort auf diese Problematik steht dabei weiterhin aus. Dass vom einstigen kommunistischen Weltverbesserungsprojekt nichts mehr übrig ist, ist offensichtlich. Stattdessen kümmert man sich exklusiv um seine nationalen Belange und verfolgt eine ideologiefreie Außenpolitik, bei der die resolute Verfolgung der ökonomischen Interessen die oberste Maxime ist.

Buchcover "Chinas Power-Tuning" Buchcover "Chinas Power-Tuning"
Foto: Springer Fachmedien

Für Verwirrung hat auch gesorgt, dass die Kommunistische Partei weiter einen monopolartigen Zugriff auf die Macht im Land hat und der wirtschaftliche Aufschwung bislang keine politische Pluralisierung gezeitigt hat. Zugleich erreichen den Rest der Welt nahezu täglich neue Rekordmeldungen aus dem Reich der Mitte, die es nach gängiger westlicher Lesart gar nicht geben dürfte. Wie kann es also sein, dass für China lange als unumstößliche angesehene Regeln offenbar nicht gelten? Einen pointierten Klärungsversuch haben die Soziologen Gerhard Preyer und Reuß-Markus Krauße unternommen. Kurz gesagt, vertreten sie die These, dass das Riesenreich eigenen Gesetzmäßigkeiten folgt und einen eigenständigen Weg in die Moderne finden wird. Von außen angelegte Beurteilungsmaßstäbe würden den Gegenstand verfehlen, da sie von der falschen Prämisse einer zunehmenden Vereinheitlichung der Welt ausgehen.

Die Autoren beginnen mit der für Wissenschaftler etwas kuriosen Einschätzung, dass die Veränderungen in China etwas ?Rätselhaftes? haben und sich der Vorhersage entziehen. Ihr Argumentationsmodell ist das einer ?hybridisierten Gesellschaft?, die sich aus diversen losen Versatzstücken ein neues Ganzes zusammenkomponiert. Zusammengehalten wird Chinas Gesellschaft dabei durch ein neokonfuzianisches Wertverständnis, das strikt auf punktuelle Problemlösungen ausgerichtet ist und umfassende Weltinterpretationen meidet. In diesem Sinne verfolge die chinesische Führung eine ?Tuning-Strategie?, bei der die Effizienz sukzessive und im Trial-und-Error-Modus erhöht wird, der Ausgangsrahmen aber beibehalten wird. In den einzelnen Kapiteln versuchen Preyer und Krauße dieses übergeordnete Muster in verschiedenen gesellschaftlichen Teilbereichen nachzuweisen. Ein solches reflektiertes Vorgehen helfe dabei, Einzelbeobachtungen in einen angemessenen Kontext zu stellen, und auf dieser Basis könne auch einer ertragreichen Kommunikation mit China der Weg gebahnt werden.

So sehr der Forderung der Autoren, die Entwicklungen in China vor dem Hintergrund seiner Geschichte und seines spezifischen Werthorizontes zu betrachten, zuzustimmen ist, fragt sich, ob nicht doch einige universell gültige Funktionsanforderungen existieren, denen auch die chinesische Führung genügen muss. Dabei muss sie sicher nicht dem westlichen Pfad folgen, aber nachhaltige chinesische Alternativen zu den westlichen Funktions- und Regelungssystemen sind bisher jedenfalls nicht zu erkennen. Das Buch ist ein interessanter Beitrag zur Gesamtdebatte über China ? es scheint aber, dass man sich hierzulande noch eine Weile über den China-Komplex den Kopf zerbrechen wird.

Buchdaten

Buchtitel - Chinas Power-Tuning. Modernisierung des Reichs der Mitte
Buchautor - Gerhard Preyer / Reuß-Markus Krauße
Verlag - Springer Fachmedien
Ort und Jahr - Wiesbaden 2014
ISBN - 978-3658029777
Preis - €  29,99





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