Asien Kurier 8/2008 vom 1. August 2008
Japan

Goldrausch des 21.Jahrhunderts

Von Dr. J�rgen Maurer (gtai)

Japan, arm an Rohstoffen, aber reich an Elektroschrott und anderem Abfall, intensiviert die Wiedergewinnung von Wertstoffen. Bislang funktionierte das Recycling haupts�chlich durch gesetzliche Ma�nahmen, die ein Wiederverwerten erzwingen sollten. Mittlerweile ist durch hohe Materialpreise und verbesserte Trennungstechniken in vielen F�llen ein lukratives Gesch�ft entstanden.

Vor diesem Hintergrund, guter Erfolge bei der Verwertung und verbesserter Umwelttechnologie hat Japans Regierung weitere Ma�nahmen ins Auge gefasst, das Recycling-System zu optimieren. Dazu geh�rt als wichtiger Punkt die Verringerung des anfallenden Abfalls, der ausgehend von einer Menge von 23 Millionen Tonnen im Fiskaljahr 2000 (1.4.-31.3.) bis zum Fiskaljahr 2015 um 60 Prozent sinken soll.

Die Ablagerung in M�lldeponien soll zur Ausnahme werden und im Rahmen eines Abfallverwertungsprogramms zus�tzlich zum Recycling die M�llverbrennung einen wichtigen Schub bekommen. Zwischen den Fiskaljahren 2008 und 2012 soll die Elektrizit�tserzeugung durch Abfallverbrennung um 50 Prozent ausgeweitet werden. Dies wird die Nachfrage nach entsprechenden Anlagen anheizen.

Beim bereits umfangreichen Recycling-System werden f�r Elektroger�te die geforderten Mindestanteile verschiedener Produkte erh�ht. Damit findet zum nerste Mal seit dem Inkrafttreten des "Electrical Appliance Recycling Law" im Jahr 2001 eine Anpassung statt. Demnach sollen ab dem Fiskaljahr 2009 die Recycling-Raten f�r K�hlschr�nke von gegenw�rtig 50 auf 60 Prozent, f�r Waschmaschinen von 50 auf 65 Prozent und f�r Klimager�te von 60 auf 70 Prozent angehoben werden. Bei Fernsehr�hren soll die Rate unver�ndert bei 55 Prozent bleiben. Bei den ab 2009 neu in die Recycling-Verpflichtung genommenen Produkten wie W�schetrocknern wird die Rate auf 65 Prozent gesetzt. Und f�r die Fl�ssigkristall- und Plasma-Fernsehger�te soll ein Wert von 50 Prozent gelten.

Dabei sind die Recycling-Raten schon gegenw�rtig h�her als das geforderte Ma�. Sie beziehen sich dabei auf das Gewicht des wiedergewonnenen Kupfer, Eisen und anderer Wertstoffe zum Gesamtgewicht des gesammelten Elektroabfalls. Im Fiskaljahr 2007 erreichte die Rate f�r Klimager�te 87 Prozent, f�r Waschmaschinen 82 Prozent, f�r K�hlschr�nke 73 Prozent und f�r Fernsehr�hren 86 Prozent, so Angaben der "Association for Electric Home Appliances".

Die Wiederverwertung solcher Materialien erweist sich f�r die Recyclingunternehmen wie auch f�r japanische Hersteller als "Goldgrube". Nicht nur Gold, sondern eine Vielzahl wertvoller Stoffe k�nnen die Recyclingunternehmen extrahieren und wieder verkaufen. F�r die Hersteller wird die Abh�ngigkeit vom Import solcher Materialien geringer, wie auch der Anschaffungspreis.

Beispielsweise ist der internationale Preis f�r Ruthenium deutlich zur�ckgegangen, da dieses seltene Metall zu einem gro�en Teil in Japan, einem der Hauptverbraucher weltweit, wiedergewonnen werden kann. Ebenso sank auch der internationale Preis f�r Indium, weil die Recyclingrate in Japan gesteigert wurde. Firmen, wie Dowa Holdings, Furuya Metal, Asahi Pretec und Mitsubishi, bauen Kapazit�ten auf und aus, um die solche seltenen Metalle zu sammeln und zu extrahieren, die f�r die Herstellung von High-tech-Erzeugnissen erforderlich sind.

Aber nicht nur Edelmetalle, Nichteisenmetalle oder seltene Minerale sind wertvolle Rohstoffe, deren Recycling sich lohnt. Dazu geh�ren auch Altpapier, Kunststoffflaschen und andere Produkte aus Kunststoffen. Sony nutzt zum Beispiel aus alten Fernsehr�hren gewonnene Harze zur Herstellung von neuen Flachbildschirm-TV-Ger�ten. Der Anteil der verwerteten Harze in neuen Ger�ten soll etwa 10 Prozent betragen.

Im Jahr 2006 kam die Recyclingrate von Kunststoff auf 72 Prozent und lag damit zehn Prozentpunkte �ber dem Vorjahr, so Zahlen des Plastic Waste Management Institute. Dabei machte die thermische Behandlung von Kunststoffabfall den gr��ten Anteil aus. Mit 18 Prozent Zuwachs legte diese auch das st�rkste Wachstum vor.

Das Unternehmen Eco-Material will seine Verarbeitungskapazit�ten bis 2010 deutlich erh�hen. Um die Kunststoffabf�lle nicht teuer transportieren zu m�ssen, soll die Zahl der einheimischen Werke von drei Betriebsst�tten auf mindestens sieben Standorte expandieren. In der N�he von Tokio will das Handelshaus Mitsubishi eine Kunststoffrecyclinganlage bauen, so eine Ank�ndigung vom M�rz 2008. Der Betriebsbeginn f�r die Anlage, in der rund 5.000 Tonnen Polypropylen- und Polyethylen-Pellets hergestellt werden sollen, ist f�r April 2009 vorgesehen. Die Investitionen sollen 6,2 Milliarden Yen betragen.

Mit der Wiederverwertung von Leuchtstofflampen besch�ftigt sich Matsushita Electric Works und hat dazuein neues Verfahren entwickelt, das Glas zu neuen Produkten wie Glaswolle oder Glas f�r neue Leuchten zu verarbeiten. Pro Jahr sollen etwa 150 Millionen Leuchtstofflampen zum Recycling anfallen, so sch�tzt das Unternehmen und sieht damit eine gute Versorgungslage.

Es gibt kaum noch Bereiche, in denen Unternehmen in Japan nicht nach recyclef�higen Produkten und wiederverwertbaren Materialien suchen. Die Bandbreite reicht von Prozesschemikalien der Chipverarbeitung �ber Bauschrott bis zu Kfz-Teilen. Wer immer hier gute neue Technologien und Verfahren anbietet, mit denen sich das Recycling effizienter und produktiver umsetzen l�sst und auch noch kleinste Mengen wiedergewonnen werden k�nnen, kann von dem "Goldrausch" des 21.Jahrhunderts profitieren.


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