Asien Kurier 6/2007 vom 1. Dezember 2007
Indien

Liebe zu Indien

Von Ansgar Sadeghi

Rudolf Weiler kennt Indien und die wirtschaftlichen Verh�ltnisse des Landes sehr gut. Das international agierende Unternehmen Digisound aus Norderstedt bei Hamburg, besitzt mit dem Unternehmen Weiler International Electronics Pvt. Ltd seit 1996/97 eine Produktionsst�tte in Pune, Indien. Rudolf Weiler, gesch�ftsf�hrender Gesellschafter, erz�hlt er vom Beginn des Digisound-Engagements, von den Arbeitsbedingungen in Indien und den Chancen deutsch-indischer Kooperationen.

Asien Kurier: Sie haben verschiedene Standorte in Asien getestet. Was war letztlich f�r Indien ausschlaggebend?

Rudolf Weiler: Entscheidend war auf der einen Seite die sofortige Liebe zu Indien, die mich erfasste, als ich mehrere Male Indien besucht hatte. Und zum anderen auch die Chance, eine fertige Elektronikfabrik des h�chsten Qualit�tsstandards auf dem Silbertablett serviert zu bekommen. Die Zeichen in Indien waren schon zum damaligen Zeitpunkt, 1996/1997, auf Wachstum gestellt und passten gut in unsere Linie.

Asien Kurier: Was genau wird in Indien produziert?

Rudolf Weiler: In Indien haben wir drei Produktionslinien: Der eine Bereich ist die Produktion von Mikroschaltkreisen, in erster Linie f�r die Raumfahrt, daneben f�r den Verteidigungsbereich, f�r Automotive sowie normale Elektronikanwendungen. Die zweite gro�e Produktionslinie ist die Herstellung von Sirenen. Wir produzieren dabei nach dem VDS-Standard der europ�ischen Versicherer und orientieren uns an deren Freigaben und an den jeweiligen Audits. Die Sirenen werden im Feuer- und Alarmsektor angewendet. Das dritte Gesch�ftsfeld hei�t EMS, das ist eine Produktion spezifischer Schaltkreise auf ganz normaler Basis, die hier zusammengefasst werden.

Asien Kurier: Wird in Indien - geografisch gesehen - f�r einen weltweiten Markt produziert oder gibt es Schwerpunktm�rkte?

Rudolf Weiler: Die Bereiche ?Sirenen? und ?EMS? sind weltweit orientiert, die Mikroschaltkreise sind im Moment noch zu 90 bis 95 Prozent ausschlie�lich f�r den indischen Sektor bestimmt. Sobald wir etwas mehr Kapazit�t aufbauen k�nnen, werden wir da auch in den internationalen Markt gehen.

Asien Kurier: Wie sehen die Produktionsbedingungen in Indien aus, etwa in Bezug auf Logistik und gesetzliche Auflagen?

Rudolf Weiler: Es ist im Grunde genommen nicht schwieriger als bei uns oder in China. Es gibt klare Vorgaben f�r Arbeitszeit und Arbeitsbedingungen oder Einhaltung von Fristen. Im Bereich Logistik hat sich die Situation deutlich verbessert. Wo wir fr�her beispielsweise f�r die Einfuhr von Waren aus dem Ausland �ber die Zollbeh�rden sehr lange brauchten, geht das heute auch schon innerhalb von zwei, maximal drei Tagen. Die Verkehrssituation hat sich ebenfalls extrem verbessert. Es ist nat�rlich klar, dass die Infrastruktur ausbauf�hig ist. Auch wir haben noch immer einmal pro Woche einen totalen Stromausfall, aber auch in dieser Hinsicht ist vieles besser geworden. In den ersten Jahren unserer Pr�senz in Indien mussten wir drei Tage in der Woche ohne Strom auskommen. Also, wir sind schon sehr zufrieden mit dem Erreichten.

Asien Kurier. Vergleichen Sie einmal die Mentalit�tsunterschiede der Mitarbeiter in Deutschland und in Indien?

Rudolf Weiler: Ja, es gibt schon sehr deutliche Unterschiede. Wir haben in Deutschland eine sehr starke kapitalistische Struktur des Wirtschaftsdenkens und sind auf Profit ausgerichtet, w�hrend in Indien die Mentalit�t in erster Linie auf Gleichklang und Harmonie ausgerichtet ist. Aber das ist auch nicht so interessant wie die Frage, ob die Schnittstelle zwischen Deutschland und Indien gegen�ber Gemeinsamkeiten mit anderen asiatischen Investitionsstandorten gut genug ist. Aus meiner Sicht ist das Verst�ndnis zwischen einer indischen und einer deutschen Gesch�ftsmentalit�t hervorragend.

Asien Kurier: Gibt es Dinge, bei denen Sie sagen w�rden, hier kann Deutschland im wirtschaftlichen Bereich von Indien lernen?

Rudolf Weiler: Sicherlich kann man vom Langmut der Inder lernen und etwa die ganze �bliche Hektik, in die wir verfallen, abstreifen: Das w�re zum Beispiel ein interessanter Lernprozess. Andererseits ist die Wirtschaft immer das, was sie sich selbst vorgibt; so gesehen bleibt dies wohl nur ein Wunschtraum. Lernen kann man dagegen in bestimmten Bereichen, um Arbeitsvorg�nge an Indien abzugeben, die sich dort besser realisieren lassen.

Asien Kurier: Herr Weiler, m�chten Sie noch ein Schlusswort setzen?

Rudolf Weiler: Gerne! Die deutsche Wirtschaft bem�ht sich ja gegenw�rtig sehr intensiv, die Gesch�ftsbeziehung zu Indien nochmals zu verbessern. Unsere Bundeskanzlerin besucht im Augenblick Indien und machte deutlich, dass Deutschland die wirtschaftlichen Verh�ltnisse in Indien noch st�rker unterst�tzen will. Das ist nur zu begr��en. Wir m�ssen davon ausgehen, dass wir zusammen mit Indien in der globalen Welt der Zukunft sehr stark sein k�nnen. Allein - ohne Indien oder einen gleichwertigen Partner - sind wir ganz sicher nicht stark genug, um den globalen Anforderungen zu gen�gen.

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