Die Logistikbranche gilt als das R�ckgrat der Globalisierung. Folglich war sie vom weltweiten Konjunktureinbruch in einem besonders drastischen Ausma� betroffen. Eine substanzielle Besserung der Lage ist immer noch nicht in Sicht. Vor diesem Hintergrund hat der Asien Kurier mit Michael Bayer von SDV International Logistics �ber die Perspektiven und Entwicklungstendenzen des Logistikmarktes in Asien gesprochen.
Asien Kurier: Im November hat die chinesische Reederei Orient Overseas Container Line (OOCL) ihren Ostrouten-Tarif zwischen Europa und Asien um 100 US$ je TEU erh�ht. Auch die European Liner Affairs Association (ELAA) geht von geringeren R�ckg�ngen im Transportvolumen aus. Befindet sich die Logistikbranche wieder im Aufwind?
Michael Bayer: Das werden wir nach dem Ende des chinesischen Neujahrsfests besser beurteilen k�nnen. Fakt ist, dass die Frachtraumkapazit�ten in der Seefracht um bis zu 40 Prozent reduziert wurden. Das Frachtvolumen hingegen hat sich z. B. aus China heraus in 2009/2010 nur um 10 Prozent verringert. Die Shipping Lines planen derzeit nicht, die Frequenzen zu erh�hen - vielmehr etabliert sich das slow-steaming (eine Verringerung der Geschwindigkeit) als ein neuer Weg der Kostenersparnis und Kapazit�tenbindung. Das Gleiche trifft auch auf die Luftfracht zu. Wir wollen im Vergleich zum Vorjahr 30 bis 40 Prozent mehr Frachtraum einkaufen, aber die Airlines stimmen diesem Vorhaben nur z�gerlich mit h�heren Einkaufsraten zu. Da aktuell noch niemand den Trend f�r 2010 wirklich vorhersagen kann, ist dies sehr Risiko behaftet, da der gebuchte Platz ja auch bezahlt werden muss. Auf jeden Fall wollen die Carrier eine Situation wie 2009 vermeiden und im Jahr 2010 unbedingt profitabel arbeiten.
Asien Kurier: Wenn sich die Lage auf dem asiatischen Logistikmarkt wieder bessert, welche Logistikdienstleistungen werden besonders nachgefragt werden?
Michael Bayer: Von einem Aufschwung w�rde sowohl die Luftfracht als auch die Seefracht profitieren. Daher versuchen wir mehr Platz f�r unsere Kunden zu sichern, sodass etwaige Engp�sse vermieden werden k�nnen. Bei der Lagerlogistik haben wir in S�dostasien viele Anfragen hinsichtlich der Bereitstellung von Sammel- und Knotenpunkten (Hubs). Aufgrund der Zollverfahren und �rtlichen Gegebenheiten sind hier meist Hongkong und Singapur die Gewinner.
Asien Kurier: Welche asiatischen L�nder sind f�r Logistikunternehmen derzeit am interessantesten?
Michael Bayer: China als "Factory of the World" und neuer Exportweltmeister ist nat�rlich immer attraktiv. Wir erh�hen hier kontinuierlich unsere Pr�senz in Bezug auf Mitarbeiter und Netzwerk-Partner. Unsere Strategie zielt aber auch auf L�nder, wo wir besondere Netzwerkst�rken besitzen wie z. B. in Laos, Vietnam oder Kambodscha.
Asien Kurier: Speziell Indien und China gelten als Wachstumsm�rkte f�r Logistikdienstleistungen. Wo liegen die Schw�chen der L�nder? Worauf m�ssen Unternehmen achten, wenn sie dort nach lokalen Partnern suchen?
Michael Bayer: Beide L�nder haben sehr aufwendige Zollvorschriften, und der Umgang mit den Beh�rden ist auch nicht einfach. Der Vorteil eines z. B. chinesischen Anbieters liegt sicherlich in seinen Erfahrungen bei der Abwicklung der administrativen Prozesse. Ein Rundum-Paket eines westlichen Anbieters zielt hingegen explizit auf die Anforderungen der westlichen Kunden hinsichtlich Qualit�t und Sicherheit. Der Umgang mit den (Zoll-)Beh�rden wird von lokalen Mitarbeitern abgedeckt. Dar�ber hinaus werden Partnerschaften mit lokalen Spediteuren eingegangen.
Asien Kurier: Im Januar 2010 hat die indische Aryan Cargo Express Limited (ACE) ihren Betrieb aufgenommen und bedient vor allem regionale Routen in S�dostasien. M�ssen etablierte Anbieter nun um ihre Marktanteile f�rchten?
Michael Bayer: Jeder neue Anbieter bringt den Markt in Bewegung und je nach Strategie, Service und Gr��e werden die Marktanteile neu verteilt. Aber kein Zweifel: Der intra-asiatische Markt w�chst stetig und wird immer wichtiger.
Asien Kurier: Stichwort Kooperationen: Wie sch�tzen Sie die Chancen und Risiken bei der Zusammenarbeit mit asiatischen Partnern? Was gilt es bei derartigen Kooperationen zu beachten?
Michael Bayer: Der lokale Partner muss in Bezug auf Gr��e und Unternehmensstrategie passen. Von Vorteil w�ren einige Mitarbeiter internationaler Herkunft oder zumindest eine gewisse Flexibilit�t bei den Mitarbeitern, mit den verschiedenen kulturellen Herangehensweisen umzugehen.
Asien Kurier: Auch wenn Ausblicke immer den Charakter eines Blicks in die Glaskugel haben: Wo sehen Sie den Logistikmarkt in Asien Ende 2010?
Michael Bayer: 2010 wird hoffentlich besser als 2009. Einfacher wird es auf keinen Fall, das zeigen bereits die Verhandlungen mit den Reedereien und Airlines. Die Logistiker haben ja die M�glichkeit, auf vielen M�rkten und Industriebereichen aktiv zu sein. Je nach Entwicklung werden dann die Aktivit�ten gelenkt, wobei sicherlich Konsolidierungen stattfinden werden. Wir sehen das Jahr 2010 jedenfalls positiv.
Adressen
Michael Bayer
Regional Director German-Asia Pacific Trade Lane
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