Wenn ausländische Fachkräfte ihren Lebensmittelpunkt � temporär oder dauerhaft � nach Asien verlegen, sehen sie sich mit diversen praktischen Herausforderungen konfrontiert. Dazu gehört auch die Sicherstellung eines angemessenen Versicherungsschutzes. Welche Aspekte es dabei zu berücksichtigen gilt � darüber hat der Asien Kurier ein Gespräch mit Rolf-Dieter Peisch vom Auslandsversicherungsberater Confideo geführt.
Asien Kurier: Herr Peisch, welche Faktoren sollten bei der Wahl für einen hinreichenden Versicherungsschutz im Ausland maßgeblich sein?
Rolf-Dieter Peisch: Der berufliche Aufenthalt im Ausland ist immer eine individuelle Situation, es gibt also kaum generelle Empfehlungen. Ich gebe Ihnen einige Beispiele: Handelt sich um einen lokalen Arbeitsvertrag oder eine Entsendung? Ist der Auslandsaufenthalt befristet für einige Jahre geplant oder dauerhaft? Hatte man vorher in z. B. die deutsche Sozialversicherung eingezahlt oder nicht � gibt es dort Anwartschaften? Die Situation für einen entsandten Mitarbeiter, der für zwei Jahre den Aufbau einer Filiale in Beijing leitet, ist komplett unterschiedlich zu einem Angestellten, der einen lokalen Arbeitsvertrag bei einem chinesischen Arbeitgeber hat. Auch das private Umfeld spielt eine Rolle. Ist die Familie dabei oder im Heimatland? Ist der Mitarbeiter vor Ort mit z. B. einer chinesischen Person verheiratet? Der wesentliche Knackpunkt ist der jeweilige Background und die Pläne für eine spätere Rückkehr. In Deutschland sind wir ein hohes Absicherungsniveau gewohnt, welches im Vergleich zu einigen Ländern exorbitant umfangreich ist.
Asien Kurier: Sie plädieren also dafür, sich im Normalfall an den Versicherungsstandards des Herkunftslandes zu orientieren?
Rolf-Dieter Peisch: Zugegeben, das deutsche Sozialversicherungssystem (und auch viele andere europäische Systeme) haben ihren Preis. Aber: Sozialversicherung ist nicht nur Rente � da steckt noch viel mehr drin. Es ist allerdings schwierig, wenn man im Ausland nur minimale Ansprüche in der Sozialversicherung erwirbt und im schlimmsten Fall mit beispielsweise 200 Euro Berufsunfähigkeitsrente sein Leben gestalten muss. Oftmals ist der Worst Case auch mit dem Ende der Beschäftigung im Ausland verbunden. Daher müssen passende private Absicherungskonzepte in Betracht gezogen werden.
Asien Kurier: Sie haben bereits den Komplex Altersvorsorge angesprochen: Wie unterscheidet sich diese in den verschiedenen asiatischen Ländern verglichen mit dem deutschen Sozialsystem?
Rolf-Dieter Peisch: Der wesentliche Unterschied ist sicherlich das jeweilige Absicherungsniveau. In der Regel wird der jeweilige lokale Lebensstandard widergespiegelt. Problematisch ist, dass die lokalen Absicherungen den ausländischen Fach- und Führungskräften der Höhe nach nicht gerecht werden oder es in verschiedenen Ländern keine ausreichenden Lösungen gibt bzw. erst bestimmte Wartezeiten von mehreren Jahren erfüllt werden müssen.
Asien Kurier: Wie verhält es sich bei staatlich geregelten bzw. vereinbarten Sozialversicherungsleistungen?
Rolf-Dieter Peisch: Das hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Einige Länder haben Sozialversicherungsabkommen mit Deutschland, andere nicht. Erfahrungsgemäß ist die soziale Absicherung bei Entsendungen oder bei Verträgen mit deutschen Arbeitgebern höher. Bei einer Entsendung bleibt gegebenenfalls die komplette Sozialversicherung in Deutschland bestehen, und das Sozialgesetzbuch macht den deutschen Arbeitgeber haftbar, falls dem Mitarbeiter im Ausland etwas zustößt. Es gibt eine Fürsorgepflicht des deutschen Arbeitgebers. Lokal ist das ganz anders gestaltet, und man greift auf die dortigen Lösungen zurück. Sicherlich ist das von Arbeitgeber zu Arbeitgeber verschieden, die Erfahrung zeigt aber, dass die lokalen Versicherungen nicht an den europäischen Standard heranreichen. Allerdings ist auch klar, dass man lokale Versicherungen aus Singapur nicht mit solchen in Bangladesch vergleichen kann.
Asien Kurier: Sie offerieren Versicherungsberatungen für Auslandsaufenthalte aller Art. Wie gut sind die asiatischen Versicherer mittlerweile, voran in puncto Preis-Leistungs-Verhältnis? Würden Sie generell eher zu europäischen Versicherern raten?
Rolf-Dieter Peisch: Die Versicherungswirtschaft in Asien ist in vielen Bereichen nicht länderübergreifend, und es gibt höher und schlechter entwickelte Länder. Eine allgemeine Aussage ist da nicht möglich. Wir kümmern uns um Versicherungen rund um die Person: Wenn ein Mitarbeiter sein Auto in Laos versichern muss, können wir leider nicht helfen. Wir sorgen dafür, dass der Interessent sich und seine Familie in den Bereichen Krankenversicherung, Altersvorsorge, Berufsunfähigkeit, Unfallversicherung, private Haftpflicht, Lebensversicherung etc. absichern kann. Ich persönlich rate eher zu europäischen Versicherern. Das hat viele Gründe: Man möchte zum Beispiel in der Krankenversicherung auch in Deutschland versichert sein. Bei der Rückkehr in die Heimat ist man vielleicht mittlerweile erkrankt und erhält keine Berufsunfähigkeitsabsicherung mehr. Man versteht die Versicherungsbedingungen, �kennt� die Gepflogenheiten und hat auch bestimmte Rechte, die asiatische Versicherer nicht bieten. Allerdings gibt es auch bei den �Europäern� große Unterschiede: Bekannte Namen mit schlechten Versicherungsbedingungen, unbekannte, aber auch solide Gesellschaften, die viel mehr Sicherheit garantieren.
Asien Kurier: Haben Sie einen grundsätzlichen Ratschlag zum Abschluss?
Rolf-Dieter Peisch: Das Wichtigste ist, das man eine passende Lösung zur Situation findet. Oft fragen Interessenten nach Lösungen, die vielleicht nur zeitlich befristet sind. Sie selbst planen jedoch unbefristet ins Ausland zu gehen und verlagern damit nur die Probleme. Hier ist eine unbefristete Versicherung essentiell. Die Kunden kaufen ja auch keinen zweisitzigen Sportwagen, wenn sie eine sechsköpfige Familie haben.
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