Asien Kurier  10/2009 vom 1. Oktober 2009
Indien

Freier Handel mit geringeren Z�llen

Indien und ASEAN unterzeichnen Freihandelsabkommen

Von Katrin Pasvantis, Germany Trade & Invest in Indien

Indien setzt seinen Liberalisierungskurs fort. In diesem Jahr stehen einige Wirtschaftsabkommen kurz vor dem Abschluss oder sind bereits unterschrieben worden. Ein Freihandelsabkommen (FTA) mit der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) wurde am 13. August 2009 unterzeichnet.

Mit Inkrafttreten des Abkommens zum 1.Oktober 2010 werden bis 2016 die Z�lle auf mehr als 80 Prozent der zwischen den Regionen gehandelten G�ter schrittweise gesenkt und schlie�lich eliminiert. Bereits im ersten Jahr des Abkommens wollen Indien und ASEAN ihr Handelsvolumen von derzeit rund 40 Milliarden auf 50 Milliarden US$ erh�hen. Beide Vertragspartner werden die Z�lle auf Elektronik, Chemikalien, Maschinen und Textilien senken, erkl�rte das indische Wirtschaftsministerium. Eine Einigung �ber die Z�lle auf Software und IT-Dienstleistungen sei auf Dezember 2009 vertagt worden. Indien verfolgt insbesondere bei Dienstleistungen eine liberale Au�enhandelspolitik, um die heimische IT- und BPO-Branche zu st�tzen.

Die zehn ASEAN-Mitgliedstaaten mit 580 Millionen Einwohnern erwirtschaften ein Bruttoinlandsprodukt von �ber 1.500 Milliarden US$. Das Freihandelsabkommen zwischen den ASEAN L�ndern - AFTA - trat 2003 in Kraft, mit dem Ziel, die Z�lle im Handel untereinander schrittweise auf 0 bis 5 Prozent zu senken. Die Kernl�nder haben sich verpflichtet, dies bis 2010 umzusetzen, w�hrend Kambodscha, Laos, Myanmar und Vietnam bis 2015 Zeit haben. Bis 2015 soll zwischen den L�ndern der ASEAN auch ein gemeinsamer Markt f�r G�ter, Dienstleistungen, Kapital und Arbeit entstehen.

Von dem Freihandelsabkommen profitieren Indien und die ASEAN gleicherma�en. F�r Indien ist es ein wichtiger Schritt in seiner "Look East"-Politik und von strategischer Bedeutung, um seine Position in der Region zu st�rken - auch mit Blick auf die Konkurrenz aus der VR China, denn die Volksrepublik hat f�r 2010 gleichfalls ein FTA mit der ASEAN vereinbart. Unter den ASEAN Mitgliedern sind wichtige Handelspartner Indiens wie Singapur, Malaysia und Indonesien. Auf der anderen Seite bekommen die ASEAN-L�nder Zugang zu dem s�dasiatischen Subkontinent, der zu den schnell wachsenden BRIC-Staaten z�hlt.

Indiens Premierminister Manmohan Singh hat den Abschluss der Vertr�ge mit ASEAN gegen Skeptiker aus den eigenen Reihen und der Opposition durchgesetzt. Obwohl die Verhandlungen bereits im August 2008 abgeschlossen waren, dauerte es ein weiteres Jahr, bis der Vertrag unterzeichnet wurde. Bis zuletzt blieb offen, ob Singh sich durchsetzen k�nnen w�rde. Die Gegner des Abkommens dr�ngten auf eine Neuverhandlung der Vertragsbedingungen, da sie wichtige Wirtschaftsbereiche durch Einfuhren bedroht sahen. Indien strich 489 Positionen von der Liste f�r die Zollsenkungen sowie 590 Positionen von der Liste f�r die Zollbefreiung. Von dem FTA ausgenommen wurden zum Beispiel Produkte aus den Bereichen agrarische Rohstoffe, Kfz-Teile, Textilien, Plastik und Chemikalien. Bei anderen Produkten bat sich Indien einen l�ngeren Zeitraum f�r die Umsetzung der Zollsenkungen aus, hierunter fallen Palm�l, Kaffee, Tee und Pfeffer, auf die der Zoll bis 2019 auf 40 bis 45 Prozent gesenkt werden soll.

Seit den Reformen in den 90er Jahren hat Indien die �ffnung seiner Wirtschaft in gro�en Schritten voran getrieben. Allerdings geh�rt die aufstrebende Volkswirtschaft auch heute noch zu den L�ndern mit vergleichsweise hohen Z�llen. Nach Angaben der Weltbank rangiert Indien auf Rang 117 von 125 L�ndern des Trade (MFN) Tariff Restrictiveness Index (TTRI, ein Index, der tarif�re Handelshemmnisse in einer Gesamtsicht betrachtet; MFN: Most Favoured Nation). W�hrend die Z�lle auf Agrarprodukte mit durchschnittlich 30 bis 40 Prozent zu den h�chsten weltweit z�hlen, wurden sie bei Nicht-Agrarprodukten auf durchschnittlich unter 15 Prozent gesenkt.

Anfang der 90er Jahre betrugen die durchschnittlichen Z�lle �ber 200 Prozent. Trotz teilweise protektionistischer Ma�nahmen geh�rt die �ffnung des Marktes zu den Priorit�ten der Regierung, und in der Foreign Trade Policy f�r 2004/09 wird ausdr�cklich auch auf die Bedeutung der Importe f�r die Stimulierung der indischen Wirtschaft hingewiesen. Die Regierung wird binnen kurzem ihr Konzept f�r die Au�enhandelspolitik f�r die n�chsten f�nf Jahre vorstellen, und es wird erwartet, dass der Liberalisierungskurs fortgesetzt wird.

In diesem Jahr stehen einige Wirtschaftsabkommen mit Indien kurz vor dem Abschluss oder sind bereits unterschrieben worden. Die seit 2007 gef�hrten Verhandlungen mit der Europ�ischen Union �ber ein Freihandelsabkommen gingen im Juli 2009 in Br�ssel in die siebte Runde. Beide Seiten hoffen auf einen Abschluss noch in diesem Jahr.

Nur wenige Tage vor der Vereinbarung mit ASEAN haben Indien und S�dkorea ein Wirtschaftsabkommen unterzeichnet. Mit dem Abschluss des Comprehensive Economic Partnership Agreement (CEPA) haben sich beide Staaten verpflichtet, Einfuhrz�lle zu senken oder abzuschaffen, den Markt f�r Dienstleistungen zu �ffnen, Investitionen zu liberalisieren und die Zusammenarbeit auf verschiedenen Gebieten zu verst�rken. W�hrend Indien Importz�lle f�r 72 Prozent der koreanischen Waren streicht und f�r 13 Prozent der Handelsg�ter senkt, schafft S�dkorea seine Z�lle f�r 89 Prozent der indischen Erzeugnisse ab und reduziert die Abgaben f�r 4 Prozent der Waren.

Vertreter des indischen Industrieverbandes FICCI waren in S�dkorea, um die M�glichkeiten f�r eine �ffnung des dortigen Marktes f�r indische Anbieter von IT und IT-Services sowie im Maschinen- und Schiffsbau auszuloten.

Seit dem 1. Juni ist ein Handelspr�ferenzabkommen zwischen Indien und den Mercosur-L�ndern - Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay - in Kraft. Indien wird seinen Markt f�r 450 der Ausfuhrerzeugnisse aus den Mitgliedsl�ndern �ffnen, darunter chemische und petrochemische Erzeugnisse sowie elektronische Ger�te. Umgekehrt erh�lt Indien f�r 452 Erzeugnissen Zugang zu den Mercosur-Staaten. Die Z�lle werden um 10 bis 20 Prozent gesenkt, in Ausnahmef�llen fallen sie sogar weg.

Die Verhandlungen �ber ein Wirtschaftsabkommen mit Nepal sind abgeschlossen, m�ssen aber noch im Kabinett verabschiedet werden. Mit der VR China werden Verhandlungen �ber ein Freihandelsabkommen gef�hrt, aber in K�rze ist nicht mit einem �bereinkommen zu rechnen. Mit den USA hat Indien die Verhandlungen f�r ein Freihandelsabkommen zum Jahr 2015 aufgenommen.