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Asien Kurier  7/2010 vom 1. Juli 2010
Indien

Deutsche Firmen trotzen dem Abschwung

AHK-Umfrage belegt weiterhin starkes Investitions-Interesse

Von Oliver Müller, Chefvolkswirt der AHK Indien

Die meisten deutschen Investoren in Indien spüren nur mäßige Auswirkungen der globalen Wirtschaftskrise auf ihr Geschäft. Sie erwarten eine Erholung der Binnenwirtschaft, haben ungebrochen großes Vertrauen in Indiens Marktpotential und wollen ihre Investitionen dort weiter erhöhen. Außerdem planen viele Firmen die Verlagerung von mehr Forschungs- und Entwicklungsarbeit in das Land.

Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter deutschen Investoren, unternommen von der Deutsch-Indischen Handelskammer (AHK Indien). Die befragten 100 Manager sehen Indien als zentralen Wachstumsmarkt. Aber sie streichen auch Schwächen im Investitionsklima heraus, welche die neu gewählte Regierung dringend angehen sollte.

"Unsere Umfrage belegt, dass Indien der globalen Krise vergleichsweise gut widersteht", erklärt Bernhard Steinrücke, Hauptgeschäftsführer der AHK Indien. "Deutsche Firmen erwarten dort auch 2009 überdurchschnittliche Ergebnisse im Vergleich zu angestammten Märkten". Für 61 Prozent aller befragten Firmen hat der Einbruch der Weltwirtschaft nur mäßige Auswirkungen auf das Indien-Geschäft, für 18 Prozent sogar gar keine.

Vor allem blicken deutsche Manager in Indien mit großer Zuversicht in die Zukunft: 82 Prozent sehen gutes oder exzellentes Marktpotential für ihre Produkte. Zwei von drei wollen ihre Indien-Investitionen in den kommenden drei Jahren erhöhen, und zwar im Vergleich zu den in den vorhergehenden drei Jahren bereits getätigten Summen. 29 Prozent planen bis Ende 2011 ähnlich hohe Neu-Investitionen wie in der Zeit von 2006 bis 2008. In dieser Periode hatten die deutschen Investitionen in Indien merklich angezogen.

"Die Umfrage belegt, dass dies kein Strohfeuer war, sondern der Beginn eines starken neuen Trends", stellt Oliver Müller, Chefvolkswirt der AHK Indien, fest. "Das Land ist dauerhaft ins Zentrum der Globalisierungsstrategien deutscher Konzerne und Mittelständler gerückt". Müller interpretiert die ungebrochen hohe Investitionsbereitschaft als Zeichen dafür, dass Indien für Unternehmen angesichts eines auf absehbare Zeit schwachen globalen Umfelds als Wachstumsquelle künftig eine noch wichtigere Rolle spielen wird.

"Deutsche Firmen arbeiten in Indien seit Jahren erfolgreich und profitabel. Deshalb können sie dort auch in konjunkturell schwächeren Zeiten auf einer soliden Basis expandieren", erklärt Bernhard Steinrücke. Zwar ist der Markt in vielen Segmenten noch relativ klein. So gibt es nur 7 Autos pro 1000 Einwohner.

"Doch gerade dadurch ist Wachstum vorbestimmt und das Risiko einer Fehlinvestition gering", unterstreicht der AHK-Hauptgeschäftsführer. In den Bilanzen ihrer Firmen findet der Indien-Optimismus der befragten Manager soliden Rückhalt. Viele blicken auf ein Rekordjahr 2008 zurück: 43 Prozent der Befragten konnten ihren Umsatz um 20 Prozent oder mehr steigern; bei 24 Prozent waren es zehn bis 20 Prozent. Trotz dieser hohen Basis erwartet ein Viertel aller Firmen auch für 2009 mehr als 20 Prozent mehr Umsatz. Mehr als ein Drittel rechnet mit einem Zuwachs von zehn bis 20 Prozent. Nur 13 Prozent bereiten sich auf einen Absatz-Rückgang vor. Eine selbe geringe Zahl sieht sich im laufenden Jahr vor rückläufigen Profiten. 39 Prozent erwarten hingegen auch 2009 Gewinnsteigerungen, teils sehr deutliche. Eine von zwei Firmen will ihr Vorjahresergebnis 2009 zumindest halten.

Erheblicher Raum für Verbesserung besteht der Umfrage zufolge allerdings beim Investitionsklima. Vor allem beim Abbau von Bürokratie, Korruption und Zollschranken sowie beim Ausbau der Infrastruktur erwarten deutsche Manager von Indiens Regierung deutlich größere Anstrengungen.

"Die Umfrage-Ergebnisse decken sich mit Erkenntnissen aus unseren ständigen Gesprächen mit deutschen Unternehmen in Indien", betont Bernhard Steinrücke. "Sie belegen, dass langfristig denkende Firmen derzeit ein gutes Umfeld für einen Neueinstieg oder eine Expansion vorfinden." Denn die Kosteninflation der letzten Jahre ist gestoppt, gute Mitarbeiter sind leichter verfügbar, und die Aussichten auf dauerhaft hohes Wachstum bleiben exzellent.

Nicht nur als Markt, sondern auch als Ressource rückt Indien stärker ins Bewusstsein, auch bei Mittelständlern: Eine von vier dort agierenden deutschen Firmen nutzt den Standort bereits für Offshoring-Aktivitäten oder unterstützt seine weltweiten Forschungsanstrengungen mit lokalen Entwicklungszentren. Ein weiteres Viertel erwägt, dies in Zukunft zu tun.

"Indien ist ein spezieller Markt, der eigene Produkte braucht, und diese werden am besten vor Ort entwickelt", erläutert Bernhard Steinrücke diesen Trend. Zugleich ähnelt das Marktumfeld anderen aufstrebenden Märkten in Afrika, Südamerika und Asien. "Als Entwicklungszentrum für auf Emerging Markets zugeschnitte Produkte winkt Indien daher eine Spitzenstellung bei deutschen Unternehmen."

Die Daten beruhen auf einer anonymen Befragung aller deutschen Mitgliedsfirmen der AHK Indien Ende April. 100 von 800 der angeschriebenen Manager beantworteten 22 Fragen von Wirtschaftslage bis Gewinnsituation und Lohnabschlüssen. Die Anzahl der Antworten zusammen mit der Mischung aus Branchen und Firmengrößen macht die Umfrage repräsentativ für die Stimmung deutscher Indien-Investoren.

Adressen

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Maker Tower "E", 1. Floor
Cuffe Parade
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Fax: 91 22 6665 2120
Email: [email protected]
Web: www.indo-german.com, indien.ahk.de
Hauptgeschäftsführer:
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