Asien Kurier  1/2010 vom 1. Januar 2010
Japan

Ehrgeizige Flugzeugindustrie

Von Detlef Rehn, Germany Trade & Invest in Tokio

Japan will in der Flugzeugindustrie seine internationale Wettbewerbsf�higkeit ausbauen. F�r einen neuen Regionaljet sind auch aus dem Ausland die ersten Bestellungen eingegangen. Das Flugzeug wird ab etwa 2014 in Serie produziert.

Trat das Land bislang vor allem als Zulieferer von Komponenten f�r ausl�ndische Flugzeugproduzenten, allen voran Boeing und Airbus, in Erscheinung, so sollen in den kommenden Jahren Luftfahrzeuge aus eigener Produktion das Profil sch�rfen. Besonders gute Chancen sieht Japan bei kleinen, aber kosteng�nstigen Passagierjets.

Am 1.4.2023 wurde die Mitsubishi Aircraft Corporation (MJET) mit dem Ziel gegr�ndet, D�senflugzeuge f�r den Einsatz im Regionalverkehr zu entwickeln, zu produzieren und zu verkaufen. Am Unternehmen mit einem Kapital von 100 Milliarden Yen sind unter anderem Mitsubishi Heavy Industries, Toyota Motor und die Handelsh�user Mitsubishi, Sumitomo und Mitsui beteiligt. Ferner leistet das Wirtschaftsministerium (METI) finanzielle Unterst�tzung.

Vom Mitsubishi Regional Jet (MRJ) sollen zwei Modelle, eines mit 70 und eines mit 90 Pl�tzen, gebaut werden. Seit Bekanntgabe des Vorhabens sind bei MJET 65 feste und 60 optionale Bestellungen eingegangen. Die j�ngste Order �ber 100 Flugzeuge wurde Anfang Oktober 2009 von der US-Firma Trans States Holdings platziert; das Unternehmen betreibt in den USA zwei regionale Fluggesellschaften. Weitere 25 MRJ wurden von der japanischen ANA geordert. Die Auslieferung der ersten Regionaljets ist f�r Anfang 2014 vorgesehen.

Das Flugzeug soll in Mitsubishis Komaki-Minami-Fabrik in Toyoyama (Pr�fektur Aichi) produziert werden. Geplant ist, in den Bau eines neuen Werkes bis zu 50 Milliarden Yen (377 Mio. Euro, 1 Euro = 132,7 Yen, 3-Monatsmittel) zu investieren und zun�chst monatlich zwei Maschinen herzustellen. Wie die japanische Wirtschaftszeitung "Nihon Keizai Shimbun" meldet, soll das Aggregat PW1000G von Pratt & Whitney als Triebwerk eingebaut werden. Dabei h�tte die US-Firma zugestimmt, dass Mitsubishi selbst das Triebwerk unter Verwendung von P&W-Komponenten; montiert. Sollte sich der Bericht bewahrheiten, w�re Mitsubishi Heavy das erste japanische Unternehmen, das Triebwerke f�r Zivilflugzeuge baut. Bisher stellen heimische Betriebe Komplettaggregate nur f�r Milit�rflugzeuge in Lizenz her.

Durch das MRJ-Projekt kann Japans Flugzeugindustrie mittelfristig ihre technologische und wirtschaftliche Grundlage betr�chtlich erweitern und zumindest in Teilen auch von dem manchmal volatilen Gesch�ft als Lieferant f�r internationale Flugzeugbauer und den heimischen Verteidigungssektor unabh�ngiger werden.

Wie bedeutend Japans Stellung als Zulieferer geworden ist, zeigt zum Beispiel die Tatsache, dass mehr als ein Drittel der Strukturkomponenten der neuen Boeing 787 von dort stammen wird. Beteiligt sind an diesem Projekt unter anderem die Schwermaschinenproduzenten Mitsubishi, Kawasaki und Fuji Heavy Industries (Fl�gelteile, Triebwerkskomponenten), Bridgestone (Reifen) und Toray (kohlefaserverst�rkte Kunststoffe).

Presseberichten zufolge haben sich allerdings die vielen Verz�gerungen beim Bau der Boeing 787 auch auf die japanischen Zulieferer ausgewirkt. Eine Reihe von ihnen hat vertrauend auf den Zeitplan betr�chtlich investiert, und die neuen Kapazit�ten k�nnen nicht ad�quat genutzt werden. W�hrend aber die gro�en Unternehmen diese Probleme durch Abarbeitung anderer Auftr�ge offenbar zumindest teilweise ausgleichen k�nnen, d�rften vor allem kleinere Sublieferanten besonders getroffen worden sein.

Legt man die ver�ffentlichten Statistiken zugrunde, hat Japans Flugzeugindustrie die Schwierigkeiten mit der Boeing 787 sowie die Wirtschafts- und Finanzkrise und den stark verteuerten Yen im Vergleich zu anderen Zweigen bisher recht gut verkraftet. Wie das METI ermittelte, steigerte die Branche ihren Gesamtumsatz im Fiskaljahr 2008 (1.4. bis 31.3.) gegen�ber dem Vorjahr um 10,2 Prozent auf knapp 1.230 Milliarden Yen. Dies entspricht etwa 6 Prozent des Umsatzes, den die US-Flugzeugindustrie zur gleichen Zeit erwirtschaftete. Das Wachstum war in Japan allerdings nur m�glich, weil der Verteidigungssektor seinen Bedarf stark aufstockte (614,5 Mrd. Yen, +38,2%). Die Ums�tze im zivilen Flugzeuggesch�ft und im Export gingen hingegen zur�ck (611,7 Mrd. Yen, -8,4%).

Auf der Grundlage einer Befragung von meist gro�en Unternehmen, wobei die Ergebnisse auf die Branche insgesamt hochgerechnet wurden, ermittelte die Japan Machinery Federation (JMF) f�r das Fiskaljahr 2008 einen R�ckgang des Produktionswertes im Vergleich zum Vorjahr um 4,6 Prozent auf 1.070 Milliarden Yen. F�r das Fiskaljahr 2009 erwartet der Verband ein weiteres Minus von 5,1 Prozent auf knapp 1.020 Milliarden Yen. Die JMF ver�ffentlichte ihre j�ngste Prognose Mitte November 2009.

Japans Au�enhandel mit Flugzeugen und Flugzeugteilen ist stark defizit�r. Die SJAC berechnete auf der Basis der Zollstatistik f�r das Kalenderjahr 2008 einen Importwert von 1.050 Milliarden Yen. Gegen�ber dem Vorjahr war das ein R�ckgang von 12,0 Prozent. Triebwerke (187,5 Mrd. Yen) und Triebwerkskomponenten (265,4 Mrd. Yen) stellten den gr��ten Teil der Einfuhren. Dabei stammten 2007 mehr als 85 Prozent der Importe aus den USA und die EU kam auf einen Anteil von 11,4 Prozent.

Die Exporte beliefen sich auf insgesamt 438,0 Milliarden Yen (-11,2%). Rotoren und Fl�gel oder Landeausr�stungen sowie die dazugeh�rigen Teile stellten �ber 60 Prozent der Ausfuhren, weitere 38 Prozent entfielen auf Triebwerksteile. Rund 70 Prozent der Ausfuhren waren 2007 f�r die USA und 14,3 Prozent f�r die EU bestimmt.

Adressen

The Society of Aerospace Companies (SJAC)
2. Floor, NOF Tameike Bldg.
1-1-14 Akasaka, Minato-ku
Tokyo 107-0052
Tel.: 81 3 358505 11
Fax: 81 3 358505 41
Web: www.sjac.or.jp