Asien Kurier  7/2009 vom 1. Juli 2009
Katar

Phantastisches Wirtschaftsklima

Von Martin B�ll, Germany Trade & Invest in Dubai

Die Gas- und �lvorr�te Katars reichen noch f�r 300 beziehungsweise 87 Jahre - gemessen an der F�rderung von 2008.

Auch wenn die Weltmarktpreise mal im Keller sind: Das kleine Scheichtum mit einer einheimischen Bev�lkerung von knapp einer viertel Million wei� mit seinem Reichtum kaum noch wohin. Ein vierter Mega-Hafen, noch ein Riesenflughafen, noch mehr Shoppingcenter - die Liste teurer Projekte ist zur gro�en Freude ausl�ndischer Zulieferer lang. Von Bedeutung sind dar�ber hinaus zwei neue Fl�ssiggasanlagen, die in K�rze in Betrieb genommen werden.

Katars Wirtschaft wird 2009 um fast 10 Prozent wachsen und 2010 noch einmal einen Sprung um knapp 24 Prozent machen - angesichts der anhaltenden Weltfinanz- und -wirtschaftskrise vermutlich konkurrenzlose Rekordwerte. Hintergrund dieser Entwicklung sind neue Fl�ssiggasprojekte, die in diesen beiden Jahren ihren Betrieb aufnehmen werden. Trotz niedriger Weltmarktpreise und damit drastisch eingebrochener Exportwerte nimmt der kleine W�stenstaat - halb so gro� wie Mecklenburg-Vorpommern - deshalb weit mehr Geld ein, als er ausgeben kann. F�r die deutsche Exportwirtschaft ist das Emirat vor allem wegen seiner Infrastruktur- und Wirtschaftsprojekte interessant.

Die katarische Wirtschaft w�chst schon seit Jahren um meist zweistellige Raten. Treibende Kraft sind �l und Gas. Lag der Anteil des Sektors an der Volkswirtschaft Ende der 90er Jahre bei einem Drittel, waren es seit der Jahrtausendwende durchschnittlich fast drei F�nftel. Der Grund waren die st�ndig steigenden Energiepreise und ein ambitioniertes Gasverfl�ssigungsprogramm. Mit den hohen Exporterl�sen finanziert die Regierung umfangreiche Infrastruktur- und Immobilienprojekte und zahlt dem �ffentlichen Dienst gro�z�gige Geh�lter. Die so erh�hte Kaufkraft flie�t dann in die kleine Wirtschaft des Scheichtums undbelebt das Gesch�ft. In den kommenden Jahren wird es so weitergehen. Der umfangreiche Ausbau der Gasverfl�ssigung wird zumindest bis 2012 fortgesetzt. Wurden 2003 rund 13 Millionen Tonnen Fl�ssiggas (LNG) produziert, so waren es 2008 bereits 32 Millionen Tonnen. F�r 2011 liegt die Zielvorgabe bei 77 Millionen Tonnen.

Der immense Reichtum erm�glichst es Katar, den Ausbau einer modernen Infrastruktur zu finanzieren. Und weil hierf�r immer neue Heere ausl�ndischer Arbeiter gebraucht werden, steigt wiederum die Nachfrage nach eben diesen Infrastrukturen. Es m�ssen immer gr��ere Kraftwerke geplant und gebaut werden, noch mehr Wasserentsalzungsanlagen und noch mehr Stra�en zu immer neuen Wohngebieten. Ein Autobahnring f�r die Hauptstadt, eine Damm- und Br�ckenstra�e nach Bahrain, vielleicht auch eine zu den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und ein modernes Eisenbahnnetz. Katar m�chte zudem zur Logistikdrehscheibe werden. Zus�tzlich zu den drei gro�en und weiter expandierenden H�fen soll ein vierter bei Messaieed gebaut werden. Alle drei Bauphasen kosten zusammen 16 Milliarden US-Dollar. Auch f�r einen neuen Flughafen wird viel Geld ausgegeben, nach letztem Kostenstand mehr als 8 Milliarden US-Dollar - doppelt soviel wieder neue Flughafen von Berlin-Brandenburg.

Die Liste weiterer Projekte, etwa im Wohnungs- und B�robau, k�nnte fortgesetzt werden, vom "Brot-und-Butter-Gesch�ft" der �l- und Gasf�rderung ganz zu schweigen. Alleine in den kommenden Jahren (2009 bis 2011) summieren sich die Budgets der begonnenen und in diesem Zeitraum noch zu beginnenden Projekte und Bauphasen auf 100 Milliarden US-Dollar.

F�r Einzelh�ndler ist das Emirat paradiesisch. Es gibt immer mehr K�ufer und es gibt immer mehr Kaufkraft. Von 2005 bis 2008 ist die Bev�lkerung um durchschnittlich j�hrlich 17 Prozent gewachsen. Ursache war der Zustrom von neuen Arbeitskr�ften. Am kaufkr�ftigsten sind die einheimischen Katarer, die durch eine Verteilungspolitik am Reichtum ihres Landes partizipieren. Danach kommt eine kleine Schicht sehr gutbezahlter ausl�ndischer, meist westlicher Fach- und F�hrungskr�fte, die als Manager und Berater f�r ein reibungsloses Funktionieren der Wirtschaft sorgen.

Die Volkswirtschaft ist nahezu vollst�ndig auf ihre �l- und Gasexporte sowie Produkte ihrer expandierenden petrochemischen Industrie ausgelegt. Hinzu kommt k�nftig auch Aluminium.

Hauptabnehmerl�nder f�r Katars �l und Gas sind Japan, Singapur, S�dkorea und Indien.

Importiert werden vor allem Maschinen und Ausr�stungen f�r die verschiedenen Gro�projekte sowie Konsumg�ter. Die Rangfolge der einzelnen Lieferl�nder schwankt von Jahr zu Jahr und ist vor allem davon abh�ngig, welche gro�en Firmen bei der Vergabe wichtiger Vorhaben zum Zuge kommen. So war Frankreich zum Beispiel 2004 mit einem Lieferanteil von 27 Prozent das wichtigste Lieferland, weil zuvor die franz�sische Technip den Auftrag f�r ein gro�es Gasprojekt gewonnen hatte. Nach letzten Zahlen (2007; auf US$-Basis) waren die USA mit einem Anteil von 11,4 Prozent das wichtigste Lieferland gefolgt von Italien (10,3%), Japan (10,0%), Deutschland (7,8%) und den VAE (7,0%). Nach den Erhebungen des Statistischen Bundesamtes lieferte Deutschland 2008 f�r 1,6 Milliarden Euro Waren nach Katar, dies war 44 Prozent mehr als im Jahr zuvor.