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Asien Kurier  12/2010 vom 1. Dezember 2010
Thailand

IT-Sektor glänzt mit hohen Wachstumsraten

Dienstleistungen sind sehr gefragt; Firmen erfreuen sich voller Auftragsbücher.

Von Alexander Hirschle, Germany Trade & Invest in Bangkok

Der Markt für Informations- und Kommunikationstechnologie (IuK) wächst in Thailand weiterhin mit hohen Raten. Eine Branchenstudie prognostiziert für 2010 eine Umsatzsteigerung von 7,2 Prozent. Selbst im Krisenjahr 2009 konnte die IuK-Industrie des Landes ein Wachstum von 6 Prozent realisieren, obwohl die Wirtschaft um 2,3 Prozent eingebrochen war. Da diese Schätzungen bereits im Frühjahr 2010 veröffentlicht wurden, könnten die tatsächlich realisierten Zahlen für das Gesamtjahr demzufolge sogar die ursprünglichen Prognosen übertreffen.

Alles was der Computer-Nutzer braucht: Das Pantip-Plaza in Bangkoks Phetburi Road. Allerdings auch jede Menge Raubkopien.
Foto: Ralph Rieth

Die thailändische Konjunktur hat die Nachwirkungen der politischen Unruhen im Mai 2010 überraschend schnell überwunden, die Wachstumsprognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2010 wurden seither sogar auf mittlerweile mehr als 7 Prozent deutlich nach oben korrigiert.

Die Konjunktur wird dabei angetrieben von stark steigenden Exporten und einem zunehmenden Vertrauen der lokalen Verbraucher in die nachhaltige Erholung der Wirtschaft. Die Analyse der thailändischen IuK-Branche wurde von den Institutionen Nectec (National Electronics and Computer Technology Centre), Sipa (Software Industry Promotion Agency) und acht privaten Fachverbänden durchgeführt.

Die Umsätze des Sektors werden sich diesen Schätzungen zufolge 2010 auf 596 Milliarden Baht (14,47 Mrd. Euro, 1 Euro = 41,18 Baht, 3-Monatsmittel) belaufen. Der Löwenanteil fällt dabei mit 64 Prozent auf den Kommunikationsbereich, während das Segment EDV-Hardware 15 Prozent umfasst. Die Bereiche IT-Software und Dienstleistungen vereinigen 11 Prozent beziehungsweise 10 Prozent der Gesamterlöse auf sich, wobei letzterer mit einem Umsatzplus von 18,6 Prozent die größte Dynamik aufweist. Die Verkäufe von Kommunikationstechnik und -software liegen mit prognostizierten Zuwächsen von 5,6 Prozent beziehungsweise 5,5 Prozent unter dem Durchschnitt des Gesamtsektors.

Innerhalb des Kommunikationsbereichs entfallen 71 Milliarden Baht auf Ausrüstungen für die Datenkommunikation, so dass sich der Umsatz des Sektors Informationstechnologie (IT) allein auf 284 Milliarden Baht belaufen wird und 2010 damit sogar noch deutlicher als die IuK-Branche insgesamt um 10,5 Prozent wachsen soll. Im Vorjahr lag die Steigerungsrate der Verkäufe in diesem Segment mit 15,3 Prozent sogar noch höher. Andere Untersuchungen gehen jedoch von einem deutlich geringeren Wachstum für 2009 aus. So errechneten die Experten des Instituts IDC (International Data Corporation) nur eine Steigerungsrate von rund 1 Prozent für die Marktentwicklung des thailändischen IT-Sektors im Krisenjahr.

Umsatzentwicklung im thailändischen IuK- und IT-Sektor
Quelle: Nectec, Sipa

Einig sind sich jedoch alle Experten, dass 2010 die Trendwende mit sich gebracht hat und der Sektor sich wieder den zweistelligen Zuwachsraten der Vorjahre annähern soll. Das Wachstum wird angetrieben vom allgemeinen Konjunkturaufschwung, Kostensenkungsprogrammen und Maßnahmen der Unternehmen zur Erhöhung der Effizienz im Rahmen eines schärfer geführten regionalen Wettbewerbs. Darüber hinaus steigt die Nutzung des Internets in Thailand rasant an. Nach Angaben des Board of Investment (BOI) gibt es 2010 rund 16 Millionen Internetnutzer, was angesichts einer Bevölkerung von 66 Millionen Menschen ebenso wie die Rate von 30 PC pro 1.000 Einwohner noch auf ein großes Absatzpotenzial in Zukunft schließen lässt. Jedoch ist der normale Internetzugang erheblich langsamer als vergleichsweise gleiche Geschwindigkeiten in anderen Ländern der Region.

Die Dynamik in diesem Segment ist ohnehin bereits enorm hoch, vor allem bei der jüngeren Generation. So stieg beispielsweise die Zahl der Nutzer des Social-Networks Facebook in Thailand zwischen März 2009 und März 2010 um fast 1.000 Prozent an. Die Umsätze über E-Commerce zeigen ebenfalls stark in die Höhe. Einer Untersuchung von Mastercard zufolge stiegen die durchschnittlichen Verkäufe im B2C-Segment 2009 um fast 40 Prozent. Mehr als 60 Prozent der befragten thailändischen Internetnutzer gaben an, im World Wide Web auf Shopping-Tour zu gehen.

Die gefragtesten Hardware-Erzeugnisse sind 2010 Notebooks, externe Festplatten, Drucker und Projektoren. Angetrieben werden die Verkäufe unter anderem vom Konjunkturprogramm der thailändischen Regierung, das bis 2012 Investitionen von rund 30 Milliarden Euro vorsieht, sowie durch die Umstellung auf neue Systeme. Desktops verlieren auch in Thailand immer mehr Marktanteile an Notebooks und Netbooks.

Allerdings sind thailändische Unternehmen aufgrund der höheren technologischen Anforderungen an die Produktionsabläufe kaum in der Lage, letztere beiden herzustellen. Pessimisten sehen aus diesem Grund bereits ein Ende der thailändischen PC-Produktion voraus. Bereits heute wird der lokale Markt von internationalen Marken mit einem Anteil von 75 Prozent an den Gesamtverkäufen beherrscht. Noch 2006 lag der Prozentsatz der in Thailand hergestellten PC bei 75 Prozent und ist seither sukzessive zurückgegangen.

Stand mit illegalen Filmen und Software im Pantip-Plaza Bangkok
Foto: Ralph Rieth

Als wichtigste Kunden im thailändischen IT-Markt gelten Regierung und Unternehmen mit einem Anteil von 76 Prozent am Absatz, während SOHO-(Small-and-Home-Office)-Anwender nur 24 Prozent auf sich vereinen. Noch deutlicher zeichnet sich die Verteilung im Softwaresegment ab, wo 45,1 Prozent der Verkäufe auf Privatfirmen sowie 43,5 Prozent auf den Staat und öffentliche Unternehmen als Abnehmer entfallen. Branchenexperten sehen vor allem für den Dienstleistungsbereich noch ein großes Wachstumspotenzial, nachdem dieses Segment bereits zwischen 2008 und 2010 seinen Anteil am lokalen IT-Markt von 11 auf 20 Prozent ausbauen konnte. Die höchste Nachfrage zeichnet sich 2010 in den Segmenten Softwarewartung, IT-Outsourcing und Networksupport ab.

Auf die Bereiche Networksupport und Softwareentwicklung hat sich auch das Unternehmen Soft Control spezialisiert, dessen Inhaber aus Deutschland stammt und mehr als 30 Mitarbeiter in Bangkok anstellt. Geschäftsführerin Anja Heck sieht die Zukunft des thailändischen EDV-Marktes sehr optimistisch. Seit Mitte 2010 könne man ein "enormes Wachstum" verzeichnen, nachdem im 1. Halbjahr - bedingt durch die politischen Probleme - einige Einbrüche hingenommen werden mussten. Doch die weltwirtschaftliche Erholung, der Konjunkturaufschwung im Königreich selbst sowie die Attraktivität des Standorts Thailand würden auch für hohe Zuwachsraten in der Zukunft sprechen. Als wichtigste Kundengruppen von Soft Control gelten deutsche Firmen sowie in Thailand ansässige Unternehmen mit internationalen Managementstrukturen.

Auch die großen in Thailand ansässigen EDV-Hersteller bestätigen die optimistischen Einschätzungen. Presseberichten zufolge konnte das japanische Unternehmen Toshiba im 1. Halbjahr 2010 ein zweistelliges Wachstum verbuchen, wobei Notebooks als entscheidender Antriebsmotor fungierten. Toshiba stuft die Perspektiven im thailändischen Markt als positiv ein, da die wirtschaftlichen Grunddaten überzeugend seien. Der börsennotierte IT-Dienstleister Synnex geht für 2010 von einer Umsatzsteigerung von 15 Prozent aus. Im 1. Quartal 2010 konnte Synnex sogar einen historischen Gewinnsprung von knapp 120 Prozent im Vergleich zu demselben Vorjahreszeitraum realisieren. Der US-Gigant Microsoft prognostiziert ein Umsatzwachstum von 20 bis 30 Prozent für das Gesamtjahr und will künftig vor allem seine Präsenz in den ländlichen Regionen Thailands stärken.

Die deutsche SAP plant derweil, das Segment der kleinen und mittelständischen Unternehmen (SME, Small and Medium Enterprises) stärker ins Visier zu nehmen. Nach Angaben von Unternehmensvertretern 2010 in der Tageszeitung "Bangkok Post" haben in jüngerer Vergangenheit mehrere lokale Firmen ihre Systeme auf SAP umgestellt, um die Effizienz ihrer Geschäftsabläufe zu optimieren. Allein im 2. Halbjahr 2009 konnte SAP demzufolge mehr als 50 neue Kunden in Thailand gewinnen. Auch für die Zukunft sieht das Unternehmen gute Geschäftsperspektiven vor Ort, wobei der Fokus auf Kunden im Finanz- und öffentlichen Sektor sowie bei exportorientierten Industriebetrieben liegen soll.

Thailands IT-Sektor gilt vor allem in den Bereichen Festplatten (Hard Disc Drives) und integrierte Schaltkreise (IC, Integrated Circuits) als weit fortgeschritten. Allein die Ausfuhren der HDD-Hersteller zeichnen Schätzungen von Branchenvertretern zufolge für fast 5 Prozent des thailändischen BIP verantwortlich. In der IT-Branche des Königreichs arbeiten mehr als 400.000 Beschäftigte. Das BOI hat vor allem das Segment Software als prioritär für die Entwicklung der thailändischen Wirtschaft eingestuft und gewährt diverse Anreizmechanismen für internationale Investoren.





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