Asien Kurier  11/2009 vom 1. November 2009
Thailand

Ausbau alternativer Energien geplant

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Von Alexander Hirschle, Germany Trade & Invest in Bangkok

Thailand hat sich die verst�rkte Nutzung erneuerbarer Energien auf die Fahnen geschrieben. Die Regierung des s�dostasiatischen Landes verabschiedete bereits Anfang 2009 einen ehrgeizigen Plan, um in den kommenden Jahren die Nutzung regenerativer Ressourcen voranzutreiben und innerhalb von 15 Jahren einen Nutzungsgrad von 20 Prozent zu erreichen.

Die dominierende staatliche Stromgesellschaft EGAT (Electricity Generating Authority of Thailand) hat Mitte 2009 ihr auf 15 Jahre ausgelegtes Investitionsprogramm f�r erneuerbare Energien noch einmal deutlich nach oben geschraubt. Bis 2023 sollen nun rund 30 Milliarden Baht (600 Mio. Euro, 1 Euro = 49,26 Baht, 3-Monatsmittel) in dieses Segment flie�en und damit 36 Prozent mehr als die urspr�nglich vorgesehene Summe von 22 Milliarden Baht. Mittels dieser Ma�nahme sollen die Pl�ne der thail�ndischen Regierung zur st�rkeren Nutzung regenerativer Energien weiter angekurbelt werden.

Bereits Anfang 2009 hatten die Verantwortlichen in Bangkok das Programm "Alternative Energy Development Plan" (AEDP) verabschiedet. Ziel des Projektes ist es, den Anteil alternativer Energien am gesamten Energieverbrauch des Landes bis 2022 auf 20 Prozent zu erh�hen. Derzeit liegt der Prozentsatz bei knapp 6 Prozent. Die thail�ndische Regierung beabsichtigt dadurch, eine sichere Energieversorgung zu schaffen und den drohenden Klimawandel zu bek�mpfen.

Zu diesem Zweck will die Regierung den regulatorischen Rahmen f�r den Sektor optimieren, weitere finanzielle Anreize �ber erh�hte Einspeisetarife gew�hren sowie den Bereich Forschung und Entwicklung vorantreiben. Allein im Segment Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wird auf diese Weise angestrebt, innerhalb von 15 Jahren die Kapazit�ten von derzeit 1.750 MW auf 5.608 MW anzuheben. Die prozentual h�chsten Zuw�chse sollen dabei sowohl die Wind- und Sonnenergie als auch die Stromgewinnung aus Abfall aufweisen.

Deutschland will hierbei nicht hinten anstehen und forciert daher die Nutzung regenerativer Energien im Rahmen der deutsch-thail�ndischen Klimaschutzinitiative, die im Fr�hjahr 2009 offiziell lanciert wurde. Das Bundesministerium f�r Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit unterst�tzt Thailand �ber das Programm mit 3,7 Millionen Euro bei der Ausarbeitung und Umsetzung der Strategie zum Klimawandel sowie zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Die GTZ (Deutsche Gesellschaft f�r Technische Zusammenarbeit) und ihre Partnerorganisationen sollen dabei bis 2011 mehrere Projekte in den Bereichen Klimawandel, Energieeffizienz in mittelst�ndischen Unternehmen und Klimaschutz im Tourismus implementieren.

Dar�ber hinaus zeigte sich die thail�ndische Regierung im Rahmen des Besuchs von Vize-Premierminister Korbsak im Mai 2009 in Berlin interessiert an deutscher Umwelttechnologie. Korbsak besuchte bei dieser Gelegenheit mit seiner Delegation eine Biogas- und eine Trinkwasseraufbereitungsanlage in Brandenburg und war offiziellen Stimmen zufolge h�chst beeindruckt von den technischen L�sungen "Made in Germany". Auch der thail�ndische Umweltminister Suwit Khunkitti �u�erte gro�es Interesse an deutscher Umwelttechnologie w�hrend einer Veranstaltung der deutschen Botschaft Bangkok zu den Themen Umwelt und Klimaschutz.

Von internationaler Seite erh�lt Thailand ebenfalls Unterst�tzung bei der verst�rkten Anwendung erneuerbarer Energien. Nach Pressemeldungen will die Weltbank �ber ihre Tochter IFC (International Finance Corporation) Thailand hierf�r verg�nstigte Kredite in einem Gesamtumfang von 700 Millionen US$ bereitstellen. Das Land z�hlt zu den ersten zehn L�ndern weltweit, die in den Genuss der Finanzierungshilfen kommen sollen. Die IFC geht davon aus, dass allein im K�nigreich bis 2011 mehr als 156 Milliarden Baht in diesen Sektor flie�en, wovon 134 Millionen Baht von privaten Investoren aufgebracht werden sollen.

Nach Einsch�tzung des Energieministeriums ist die Unterst�tzung von Seiten der Weltbank darauf zur�ckzuf�hren, dass die Regierung eine stringente Strategie in diesem Bereich entwickelt habe und k�nftig zu einem Musterbeispiel f�r die Anwendung erneuerbarer Energien avancieren k�nne. Derweil will auch Japan thail�ndischen Unternehmen bei Aktivit�ten im Energiesektor unter die Arme greifen und gab im August 2009 lokalen Firmen den Zugang zu einer 10 Milliarden US$ schweren Kreditfazilit�t frei. Auf das Darlehen k�nnen insgesamt fast 90 Schwellen- und Entwicklungsl�nder f�r Projekte zur Bek�mpfung des Klimawandels zugreifen.

Der Staat f�rdert die Nutzung erneuerbarer Energien, indem er g�nstigere Einspeisetarife (sogenannte "Adder") gew�hrt, und hat diese im Laufe des Jahres 2009 teilweise erh�ht. Die Tarife belaufen sich momentan auf 4,5 Baht pro Kilowattstunde (KWh) bei Windkraft, 8 Baht bei Solarenenergie sowie 3,5 Baht bei der Nutzung von Abfall, Biogas und -masse. Allerdings geben Kritiker zu bedenken, dass die Verg�nstigungen noch immer nicht ausreichend seien, um den Sektor entscheidend voranbringen zu k�nnen. Die Preise f�r herk�mmliche Energie seien in Thailand noch "zu g�nstig" beziehungsweise die Differenz zu alternativen Energien noch nicht ausreichend hoch, so Branchenkenner.

Unabh�ngig davon setzt EGAT seine Bem�hungen in diesem Segment weiter fort. Pressemeldungen zufolge plant die Gesellschaft eine 18-MW-Windkraftanlage in der Provinz Nakhon Ratchasima, die rund 1,7 Milliarden Baht kosten soll. Die Stromerzeugung aus Windkraft d�rfte somit innerhalb der n�chsten Jahre auf 100 MW anwachsen, zumal EGAT in diesem Bereich viele potentielle Einsatzfelder mit ausreichend und kontinuierlicher Windversorgung sieht. Jedoch befinden sich die meisten anvisierten Standorte in Nationalparks, so dass eine zus�tzliche Genehmigung seitens des Umweltministeriums erforderlich sein wird.

Neben den Projekten im Segment Windkraft will EGAT k�nftig auch die Produktion von Strom aus Solarenergie, Biomasse und kleinen Wasserkraftwerken forcieren. In diesem Zusammenhang sucht die Gesellschaft nach Gesch�ftspartnern f�r Technologie, Ausr�stungen und Maschinen im Bereich erneuerbarer Energien. EGAT will sich dabei nach Angaben der Tageszeitung "Bangkok Post" nicht nur als Stromproduzent und -verteiler bet�tigen, sondern sich zunehmend auch als Projektentwickler und Ausr�stungsfabrikant positionieren.