Asien Kurier  2/2010 vom 1. Februar 2010
Thailand

Massiver Ausbau des Schienennetzes geplant

Milliarden-Investition in neue Schnellzugstrecken sowie Loks und Waggons

Von Alexander Hirschle, Germany Trade & Invest in Bangkok

Die thail�ndische Regierung verabschiedete Ende 2009 einen Plan zum Ausbau des Schienenverkehrs. Demzufolge sollen langfristig vier neue Strecken f�r Schnellz�ge gebaut werden, die Bangkok mit den St�dten Chiang Mai im Norden Thailands, mit Nong Khai im Nordosten, Padang Besar an der Grenze zu Malaysia (knapp 1.000 km) und mit Chanthaburi im Osten des Landes verbinden werden.

Das Investitionsvolumen f�r alle vier in Thailand geplanten neuen Bahnverbindungen wird sich auf etwa 700 Milliarden Baht (14,2 Mrd. Euro, 1 Euro = 49,10 Baht, 3-Monatsmittel) belaufen. Regierungschef Abhisit Vejjajiva will dabei der relativ kurzen Strecke in den Osten des Landes �ber das Industriezentrum in Rayong oberste Priorit�t einr�umen, da diese am schnellsten fertiggestellt werden k�nnte. Das Transportministerium wurde beauftragt, f�r dieses Projekt einen konkreten Investitionsplan auszuarbeiten, dessen Ergebnis bis Ende Dezember 2009 dem Kabinett vorgelegt werden soll. Dar�ber hinaus will die Regierung private Investoren f�r die Vorhaben gewinnen, um sich am Bau der Eisenbahnlinien im Rahmen von PPP-Konzepten zu beteiligen.

Nach Informationen der thail�ndischen Presse ist ebenso vorgesehen, die staatliche Eisenbahngesellschaft State Railway of Thailand (SRT) in drei separate Gesch�ftseinheiten f�r Verwaltung, Zugbetrieb und Anlageg�terverwaltung (Asset Management) aufzuteilen, zuz�glich einer Tochterfirma f�r den Betrieb des sogenannten Airport Links von Bangkok zum Flughafen Suvarnabhumi.

Des Weiteren sollen in den n�chsten f�nf Jahren 110 Milliarden Baht investiert werden, um den thail�ndischen Eisenbahnverkehr zu modernisieren. So ist geplant, 46 Milliarden Baht f�r den Kauf von 77 neuen und die �berholung von 56 bereits in Betrieb befindlichen Lokomotiven auszugeben. Ebenso ist in dieser Summe die geplante Anschaffung 58 Passagier- und 308 G�terwagons enthalten. K�nftig erh�ht sich die Durchschnittsgeschwindigkeit der Z�ge von derzeit 60 km/h auf 80 bis 100 km/h.

Dar�ber hinaus stehen 66,1 Milliarden Baht zur Verf�gung, um innerhalb der kommenden f�nf Jahre 767 km Strecke auf eine doppelte Schienenf�hrung zu erweitern. Zwischen 2015 und 2024 soll der "Upgrade" von 2.272 km Schiene auf zweigleisige Verbindungen folgen, wof�r knapp 260 Milliarden Baht veranschlagt werden. Ferner will Bangkok das Eisenbahnnetz im gleichen Zeitraum um zus�tzliche 2.650 km ausbauen, um das s�dostasiatische Land besser mit seinen Nachbarn zu verbinden und seine Position innerhalb der Wirtschaftsgemeinschaf ASEAN (Association of South East Asian Nations) zu optimieren. Zu diesem Zweck sollen fast 400 Milliarden Baht investiert werden.

Eine weitere wichtige Zielsetzung dieser Projekte ist die Reduzierung der Abh�ngigkeit des Transportwesens vom Stra�enverkehr. Mehr als 80 Prozent der G�ter in Thailand werden per Lkw transportiert, was zu hohen Logistikkosten und einer permanenten �berlastung des Stra�ennetzes f�hrt. Demzufolge verbindet die Eisenbahn in Thailand derzeit nur 47 der 76 Provinzen des Landes und zeichnet nur f�r rund 2 Prozent des G�terverkehrs verantwortlich. Die Transportkosten per Schiene liegen nach Auskunft von Krirkkla Sonthimas, Pr�sident des Verbandes Thai Federation on Logistics, sogar fast so hoch wie die f�r Luftfracht. (siehe Asien Kurier, Januar 2010)

Der Bahnbetreiber SRT gilt in Fachkreisen neben Thai Airways als dasjenige staatliche Unternehmen mit den schlechtesten wirtschaftlichen Kennziffern. Allein 2009 belief sich der Schuldenberg der Bahngesellschaft auf rund 72 Milliarden Baht, 2008 fuhr die thail�ndische Eisenbahn nach Angaben der Zeitung "Bangkok Post" einen Verlust von rund 10 Milliarden Baht ein. Nur etwa 4 Prozent des Streckennetzes sind zweigleisig. In den vergangenen 50 Jahren wurden in Thailand nur 600 km Zugstrecke neu gebaut, der Gesamtumfang des Bahnnetzes bel�uft sich auf 4.400 km.

Nur 47 Millionen Passagiere nutzten 2008 die Dienstleistungen der SRT, entsprechend 6 Prozent der Personen, die auf der Stra�e transportiert wurden. Wartung und Service der Eisenbahngesellschaft lassen immer mehr zu w�nschen �brig. Nach Einsch�tzung von Branchenkennern litt die Effizienz der SRT in der Vergangenheit stark darunter, dass wichtige Posten aufgrund politischer Erw�gungen besetzt wurden und nicht von Experten mit Erfahrung in diesem Sektor. Der Vorstand ben�tige daher einen gr��eren Grad an Unabh�ngigkeit, so die kritischen Stimmen.

Zwischen 2005 und 2009 war nicht einmal die H�lfte des urspr�nglich vorgesehenen Investitionsbudgets f�r die Aufrechterhaltung und Verbesserung des Schienenverkehrs ausgegeben worden. Im Herbst 2009 hatten Streiks der Eisenbahngewerkschaft zu einem tagelangen Ausfall von Teilen des Schienenverkehrs in Thailand gef�hrt. Die �ffentliche Meinung und die Kunden der Eisenbahn - meist einfache Arbeiter und Angestellte - stellten sich gegen die Gewerkschaften und gaben damit der Regierung die M�glichkeit, die Pl�ne zur Restrukturierung der Gesellschaft schneller voranzutreiben.

Die politischen Entscheidungstr�ger m�ssten sich st�rker der strategischen Rolle des Schienenverkehrs f�r die thail�ndische Wirtschaft bewusst werden, so die Einsch�tzung der Kritiker. Dar�ber hinaus m�sse der Ausbildungsstand der mehr als 12.000 Besch�ftigten deutlich nach oben geschraubt werden. Derzeit sind zwar 15 Prozent aller Arbeitnehmer in h�heren Managementfunktionen t�tig, allerdings verf�gen nur 5 Prozent �ber einen Abschluss auf Bachelor- oder einem vergleichbaren Niveau.

Dar�ber hinaus machte ein Zugunfall in der K�stenstadt Hua Hin im Oktober 2009, bei dem sieben Menschen get�tet und mehr als 80 Personen verletzt wurden, die Sicherheitsm�ngel im Schienenverkehr deutlich. In Thailand verkehren insgesamt 206 Lokomotiven, die gr��tenteils Fabrikate der Firmen General Electric, Alstom und Hitachi sind. Nach Aussagen der Eisenbahngewerkschaft in der lokalen Presse funktioniert jedoch in 76 Lokomotiven das Sicherheitssystem nicht mehr ausreichend. Nicht zuletzt aus diesen Gr�nden wurde im November 2009 ein insgesamt 110 Milliarden Baht schwerer Plan verabschiedet, um den thail�ndischen Eisenbahnverkehr auszubauen und die Sicherheitsstandards an moderne Erfordernisse anzupassen.