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Asien Kurier  1/2015 vom 1. Januar 2015
Asien

Einfach, schnell, bequem - Mobiles Bezahlen in Asien

Von Dr. Doreén Pick in Berlin

Nächstes Jahr werden weltweit mehr als 1,9 Milliarden Smartphones in Gebrauch sein. In China wurde bereits die Marke von 500-Millionen-Geräten erreicht. Rund um die mobilen Alleskönner haben sich ganze Geschäftsmodelle neu entwickelt. Noch erhebliches Potenzial wird bei der Querschnittsanwendung des Mobile Payment gesehen. Besonders in Asien nutzen Konsumenten und Unternehmen zunehmend die Möglichkeit, Geld mobil zu transferieren oder Einkäufe bequem per Smartphone zu zahlen. Die Erfolgsbedingungen in den Einzelmärkten sind dabei verschieden.

Titel Asien Kurier, Jan. 2015 Titel Asien Kurier, Jan. 2015
Montage: Asien Kurier

Der Trend des Mobile Payment ist dabei erstaunlicherweise erst verzögert zum Durchbruch gekommen: Auch wenn über Nearfield Communication-Konzepte (NFC) mobiles Bezahlen seit Längerem schon möglich ist, hat es eigentlich erst in den letzten zwei bis drei Jahren massiv und flächendeckend an Relevanz gewonnen. Dafür geht die Entwicklung nun umso rasanter voran. Eine Ursache hierfür sind die erheblichen Kostensenkungen bei der Nutzung. Eine Prognose lautet, dass die Zahl der Besitzer von Smartphones in 2018 weltweit auf ca. 2,5 Milliarden ansteigen wird. Speziell für viele asiatischen Mittelschichtskunden sind sie zu einem unerlässlichen Begleiter geworden, den sie in immer mehr Lebenslagen einsetzen. Die Nutzerzahlen werden entsprechend in allen wichtigen Ländern Asiens weiter ansteigen.

Bekanntermaßen ist Shoppen für einen Großteil der vermögenderen Menschen in Asien eine sehr zentrale Freizeitbeschäftigung. Dies freut die stationären Händler aber auch die E-Commerce-Branche, da ihre Umsätze fortgesetzt hohe Steigerungsraten aufweisen. Bezahlt wird längst nicht mehr nur in Cash oder mit Kreditkarte ? immer mehr Kunden nutzen zum Bezahlen auch ihre Smartphones. Nach den Motiven muss nicht lange gesucht werden: Zum einen ist dieser Weg einfacher und schneller. Zum anderen bauen immer mehr Smartphone-Hersteller wie Apple in ihre Modelle maßgeschneiderte Apps ein, die für Mobile Payment genutzt werden können. So bietet beispielsweise Apple inzwischen die Zahlung per Fingerabdruck über die Funktion "Touch ID" an.

Schätzungen gehen für 2015 davon aus, dass asiatische Konsumenten doppelt so viele Geldtransfers wie im Vorjahr mobil vornehmen werden. Einige Volkswirtschaftler gehen sogar soweit, das Ende des Papiergeldes zu prophezeien. Auch viele Unternehmen scheinen im Mobile Payment die Zahlungsmethode der Zukunft zu sehen und investieren daher kräftig in Technologien und Systeme. Das Unternehmen Paypal (ebay-Tochter, USA) etwa hat gemeinsam mit Samsung eine Authentifizierungsmethode über Fingerabdrücke entwickelt, die in die "Galaxy S5"-Smartphones eingebaut wird. Benutzername und Passwörter sind damit überflüssig geworden. Trotz der allgemein hohen Dynamik unterscheiden sich die einzelnen asiatischen Märkte hinsichtlich der Akzeptanz von Mobile Payment aber zum Teil erheblich.

Länderspezifische Besonderheiten
Im Stadtstaat Singapur, wo 89% der Bevölkerung ein Smartphone besitzen, soll der E-Commerce Markt in 2015 ein Volumen von rund 4,4 Milliarden US$ ausmachen. Aktuell haben 500.000 Singapurer einen aktiven Paypal-Account. Dennoch ist Singapur in puncto Mobile Payment noch Entwicklungsland: nur 31% der Einwohner sind an dieser Bezahlweise interessiert, wenn auch immerhin 60% dessen Wirkungsweise kennen. Damit weist Singapur eine der geringsten Mobile Payment-Verbreitungsraten in ganz Asien auf. Der zentrale Grund für die Zurückhaltung ist wohl in größeren Sicherheitsbedenken zu sehen. Lediglich 19% der singapurischen Smartphone-Nutzer erachten das mobile Bezahlen als sicheren Weg für Finanztransaktionen. Daraus folgt, dass Unternehmen in Singapur und anderswo direkt herausgefordert sind, glaubhaft Vertrauen in die Verlässlichkeit und Sicherheit der mobil übermittelten Finanzströme zu schaffen.

Dass hierbei offenbar auch länderspezifische Besonderheiten zu Tragen kommen, zeigt etwa der Fall der VR China. Hier sehen 56% der Kunden das Mobile Payment als grundsätzlich sicher an. Einen ebenfalls hohen Positivwert weist mit 49% auch Indien auf. Die Kerngruppe der Mobilzahler in China sind mit einem Anteil von 67,8% Männer. Nach Alter gestaffelt, zeigt sich folgende Verteilung: mit 37,4% sind es vor allem die 25-30-jährigen, die mobil bezahlen. Es folgen die 31-35-jährigen (22,5%) und die 18 bis 24-jährigen (21,2%). Demgegenüber macht die Altersgruppe über 40 derzeit nur 8,1% der Mobile Payment-Kunden aus. Angesichts der Wirtschaftsstruktur des Landes nicht weiter verwunderlich kommen die meisten Nutzer mit 27,2% aus Ost-China, wobei vor allem Jiangsu, Shanghai, Zhejiang Hochburgen sind. Nord-China (25,5%) und Süd-China (20,8%) stehen hier noch etwas zurück. Für die weniger entwickelten Regionen Chinas sind Mobile Payment-Lösungen bis dato weitgehend irrelevant.

In Indien ist es weniger die aufstrebende Mittelklasse, als die ärmeren Bevölkerungsschichten, die Mobile Payment nutzen. Hintergrund ist die schlechte Versorgung mit regulären Banken und die langen Bearbeitungszeiten für Überweisungen bzw. Einzahlungen. Diese Defizite führen dazu, dass viele Inder ? auch und vor allem in den indischen Armutsregionen ? das Mobile Payment für sich entdecken. Eines der jüngsten indischen Start-ups im Bereich Mobile Payment ist MoneyOnMobile, das einen Dienst anbietet, mit dem Geld auf andere Smartphones übertragen werden kann. Die Reserve Bank of India schätzt den derzeitigen Umfang an mobilen Geldtransfers auf jährlich 3,2 Milliarden US$. Verglichen mit der Größe des Landes ist das noch nicht sehr viel. Andere Untersuchungen gehen dagegen für das Gesamtjahr 2014 von wesentlich höheren Transaktionen im Wert von 20,48 Milliarden US$ aus. Diese große Diskrepanz könnte dadurch zustande kommen, dass beim zweitgenannten Wert auch die Umsätze aus Online-Transaktionen, Prepaid Cash-Cards und ähnlichem eingerechnet werden. Sie ist aber auch Ausdruck der Tatsache, dass das Wissen über diesen Markt bislang noch begrenzt ist.

Wettbewerb um mobile Bezahlkunden
Zentrale Anbieter für Mobile Payment sind vor allem jene Unternehmen, die den Markt als Innovatoren erschlossen haben. Voran das Unternehmen Paypal hat eine marktbestimmende Position inne. Paypal verzeichnet weltweit insgesamt 157 Millionen aktive digitale Geldbörsen. 2013 sollen über Mobile Payment rund 27 Milliarden US$ transferiert worden sein, was nahezu einer Verdopplung gegenüber dem Jahr 2012 entspräche. Rund 15% der gesamten Paypal-Transaktionen kommt heute von mobilen Geräten. In der Asien-Pazifik-Region gibt es neuesten Hochrechnungen zufolge rund 10 Millionen aktive Paypal-Konten.

In China besonders erfolgreich ist AliPay mit seinem Dienst Alipay Wallet. AliPay ist mit 190 Millionen aktiven Nutzern mit großem Abstand Marktführer und wickelt pro Tag etwa 45 Millionen Transaktionen ab. Aber auch Tenpay, aktuell Marktzweiter nach Alipay, sowie Bestpay und Lakala sind beliebte Dienste in der Volksrepublik. Die jüngsten Zahlen hinsichtlich Nutzungshäufigkeit und Nutzungsdauer zeigen jedoch sehr unterschiedliche Entwicklungen: So sanken z.B. im September 2014 für viele Mobile Apps diese wichtigen Kennziffern.

"Tante Emma-Laden": Einzelhandelsgeschäft aus dem 20. Jahrhundert; bald nur noch im Museum zu sehen.
Foto: Katharina Wille

Dies deutet darauf hin, dass alle Dienste noch um Kunden kämpfen und sich in den nächsten Monaten und Jahren zeigen wird, wie sich der Markt konsolidiert. Interessant ist, dass ähnlich wie in Europa kaum Banken den Mobile Payment-Markt bestimmen. Eine womöglich wegweisende Kooperation hat Alipay im Sommer 2014 mit Global Blue geschlossen. Chinesische Touristen können Alipay für ihre Steuererstattungen (tax refund) beim Shopping in Europa nutzen. Rund 5.000 Händler sollen sich in Europa bereits an dem Angebot beteiligen. Zudem plant Alipay, den Mobile Payment-Account peu á peu mit weiteren, typischen Bankdienstleistungen wie Kreditservice und Wertpapiergeschäft zu erweitern.

In Indien dominieren Airtel Money und Vodafone M-Pesa den Markt, die sich mit ihren Diensten nun auf das ganze Land ausdehnen wollen. Weitere prominente Anbieter in Indien sind MoneyOnMobile, Beam Money, CanvasM, Ezetap, PayMate, Y-Cash und Zaakpay. MoneyOnMobile wächst aktuell am schnellsten und weist etwa 83 Millionen Nutzer aus. Das Unternehmen, gegründet und geleitet von Shashank Joshi, hat vor allem deshalb viele Kunden, weil es mit mehr als 180.000 (Kleinst- und Klein-)Händlern kooperiert, die das Bezahlsystem akzeptieren. Momentan wird mit einer Bank über Lizenzen verhandelt, sodass auch normale Bankkunden das Payment-System bald nutzen könnten. Joshi schätzt zudem, dass in drei bis fünf Jahren mehr als 30% aller Geldtransfers in Indien über Mobiltelefone und Smartphones laufen werden. Aus heutiger Sicht ist das jedoch eine sehr ehrgeizige Voraussage, zeigen doch frühere, ebenso optimistische Prognosen, dass die Entwicklungen in Indien in aller Regel mehr Zeit als geplant in Anspruch nehmen. Problematisch sind etwa die technischen Voraussetzungen. Zwar haben rund 900 Millionen Menschen in Indien ein Mobiltelefon, aber nur 4% davon sind Smartphones und auch diese sind nur zur Hälfte mit dem Internet verbunden.

Gleichwohl besteht ein Potenzial, von den geschätzten etwa 12 Milliarden US$, die Stadtmigranten in ihre Dörfer nach Hause transferieren, einen großen Teil abzubekommen. Jedoch könnte das aktuelle Provisionssystem der Kurierdienste, das bis zu 5% der Geldsumme für den Transfer einbehält, dazu führen, das Mobile Payment für noch mehr Menschen in Indien attraktiver wird. Zentrale Voraussetzung für die Anbieter ist es daher, weniger für Smartphones Applikationen zu entwickeln, als denn die normalen Mobiltelefone Mobile Payment-fit zu machen. Jedoch: Die gängigen Summen, die transferiert werden, sind sehr minimal. Nur etwa 1,50 US$ werden über Mobile Payment im Durchschnitt überwiesen. Es ist also eher die Masse, die den Unternehmen künftig Gewinne erwirtschaften kann. Auf das kleine, feine Segment der Smartphone-Besitzer sowie der sogenannten British-Indian People in Großbritannien will sich die Barclays Bank konzentrieren.

Der Mobile Payment-Dienst Pingit, der bereits im Königreich eingesetzt wird, soll auch auf Indien übertragen werden. Die Transaktionen sind reglementiert ? mindestens 25 Pfund und maximal 1.500 Pfund dürfen auf diesem Wege transferiert werden. Die App wurde bereits 3 Millionen Mal down geladen und über 600 Millionen Pfund wurden seit dem Launch im Februar 2012 übertragen. Noch gibt es jedoch über den Erfolg auf dem Subkontinent keine verlässlichen Daten.





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