' )Vietnam - Hoffnungen im Schiffbau
Asien Kurier 5/2008 vom 1. Mai 2008
Vietnam

Hoffnungen im Schiffbau

Von Bernd Schaaf (gtai)

Vietnam will seinen Exportsektor diversifizieren und hat dabei auch den Schiffsbausektor im Visier. Bislang k�mpft die Branche allerdings mit hohen Rohstoffpreisen, unzureichend qualifizierten Arbeitskr�ften und allgemein wenig Erfahrung im Auslandsgesch�ft.

Hinzu kommt, dass eine heimische Zulieferindustrie kaum existent ist. Ehrgeizigen Pl�nen zufolge will das s�dostasiatische Land bis 2015 der weltweit viertgr��te Hersteller werden. Im Au�enhandel jedenfalls werden weiterhin Defizite eingefahren. Aktuell liegen die heimischen Werften auf Rang acht, wenn man die Auftragsb�cher per Ende Januar 2008 zu Grunde legt. Nach Angaben des Beratungsunternehmens Clarkson Research Services haben die vietnamesischen Hersteller 160 Neubaubestellungen mit insgesamt knapp 2 Millionen cgt ("compensated gross tons") in ihren B�chern stehen.

Seit der Gr�ndung des Staatskonzerns Vinashin (Vietnam Shipbuilding Industry Corporation) im Jahr 1996 konnte das Land nach Ansicht von Beobachtern einige Erfolge erzielen. Wegweisend war die gleichzeitig erfolgte Gr�ndung des Gemeinschaftsunternehmens Hyundai Vinashin Shipyard Company (HVS) in der S�dostprovinz Khan Hoa. Vinashin verf�gt derzeit landesweit �ber etwa 200 Werften und hat Berichten zufolge Kapazit�ten von bis zu 300.000 dwt f�r �ltanker (dwt, dead weight tonnage. F�r Handelsschiffe ist die Tragf�higkeit wichtig. Durch Addieren des Eigengewichtes des Schiffes erh�lt man das Gesamtgewicht.).

Auf der j�ngst zu Ende gegangenen "Vietship 2008" (11. bis 14.3.2023) in Hanoi waren insgesamt etwa 40 deutsche Unternehmen zu Gast, die sich wachsende Chancen auf dem vielversprechenden Zuliefermarkt erhoffen. Ohnehin sind vietnamesische Schiffsimporte einschlie�lich Teilen und Ausr�stungen 2007 auf den zweiten Rang f�r deutsche Exporteure in Asien geklettert, nachdem das Land in den Vorjahren noch nicht existent war.

Ob die Mastb�ume in Vietnam in den Himmel wachsen, bleibt allerdings dahingestellt. Die Branche hat mit vielf�ltigen Problemen zu k�mpfen. Dazu z�hlen best�ndig steigende Rohstoffpreise, Mangel an ausgebildeten Arbeitskr�ften sowie eine kaum vorhandene industrielle Basis f�r eigene Zulieferungen. Derzeit k�nnen maximal 30 Prozent der ben�tigten Teile im Land selbst hergestellt werden, der Rest muss durch Einfuhren gedeckt werden. Vinashin erzielte nach eigenen Angaben 2007 einen Umsatz von 2,5 Milliarden US-Dollar und plant, bis 2015 den "local content" auf 65 Prozent zu erh�hen.

Es existieren keinerlei Angaben zur Produktion im vietnamesischen Schiffsbau. Ebenso wenig stehen Statistiken zum Au�enhandel zur Verf�gung, so dass f�r Analysen zur Einsch�tzung des Sektors andere Quellen hingezogen werden m�ssen. Auf Basis der Angaben der Partnerl�nder exportierte danach der vietnamesische Schiffsbau 2006 G�ter im Wert von etwa 20 Millionen US-Dollar - meilenweit entfernt von dem, was man sich kurzfristig erhofft hatte.

Experten berichten zudem von Verz�gerungen bei aktuellen Exportschiffbauprojekten des Landes. So ist beispielsweise der Gro�auftrag der britischen Graig-Gruppe, der vor vier Jahren die Lieferung von 15 Massengutfrachtern vorsah und als Durchbruch f�r den vietnamesischen Exportschiffsbau betrachtet wurde, nach Aussagen von Hauke Schlegel, Gesch�ftsf�hrer der Arbeitsgemeinschaft Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), um Jahre verz�gert. Dem Vernehmen nach konnte bislang nur ein einziges Schiff fertiggestellt werden.

Darunter seien ein Sch�ttgutfrachter f�r Zement mit 16.800 dwt f�r die norwegische KGJS, 16 Frachter f�r Jebsen (Norwegen) und ein Frachter mit 11.000 dwt f�r Kanematsu (Japan). Ferner sei die Lieferung von Containern mit 4.600 TEU (11 Mio. US$) f�r die US-amerikanische Leasing Container Waterfront sowie 2.000 TEU (8 Mio. US$) f�r die taiwanesische Leasing Container Neo Tech unter Dach und Fach gebracht worden. M�glicherweise hat Vietnam mit Hilfe dieser Neuauftr�ge Deutschland bereits �berrundet. Jedenfalls wird dies vom internationalen Fachblatt "Fairplay" unterstellt.

Der Weg an die Weltspitze ist allerdings noch lang und dornig. 2007 hat der Weltschiffsexport erstmals die Marke von 100 Milliarden US-Dollar �bersprungen und wies damit ein Wachstum im Vergleich zum Vorjahr um etwa 20 Prozent auf. Der stark volatile Markt k�nnte damit nach Ansicht von Beobachtern seinen Zenit erreicht haben, da angesichts weltweit sinkender Wachstumsaussichten der Schiffsbau als Erstes beeintr�chtigt sein w�rde. Bislang sei davon aber noch nichts zu sp�ren, so Schlegel.

Rein wertm��ig gesehen wird der vietnamesische Schiffsbau noch viele Jahre ben�tigen, um zu den wichtigen Exporteuren aufr�cken zu k�nnen. Dennoch bescheinigt man dem Land gute Chancen, auf dem Weg zu einem gro�en Lieferanten voranzuschreiten. Der Shift der Produktion hin zu Neulingen wie Indien oder Vietnam und weg von den Schiffsbaunationen S�dkorea und Japan ist in vollem Gange. Dies gilt insbesondere f�r einfachere Schiffe wie Frachter. In dem Ma�e, wie sich Korea als Produzent im Hi-Tech-Segment f�r Kreuzfahrtschiffe etablieren m�chte, wird auch eine Produktionsverlagerung nach S�den erfolgen, meinen Beobachter.

Entwicklungspolitisch gesehen m�chte Hanoi den Schiffsbau als Exporteur etablieren, um zus�tzlich Deviseneinnahmen generieren zu k�nnen. Dies d�rfte sich aber nach Analystenmeinungen noch einige Jahre hinziehen. So hat das Land im Schiffsau�enhandel 2006 ein Defizit von mehr als 400 Millionen US-Dollar eingefahren, da weit mehr Vorprodukte und fertige Schiffe aus dem Ausland bezogen werden m�ssen, als die Exporteure umgekehrt im Auslandsgesch�ft verdienen. Importiert wurden vor allem Spezialschiffe.

Vietnam Shipbuilding Industry Corporation (VINASHIN)

109 Quan Thanh Str., Ba Dinh District

Hanoi / Vietnam

Tel.: 84 4 8439816 / 8439806

Fax: 84 4 8439805 / 7330167

Email: [email protected] / [email protected]

Web: www.vinashinship.com.vn


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