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Datum: 2022-12-31

Asien Kurier  7/2008 vom 1. Juli 2008

Japan - Fl�gge in Luft- und Raumfahrt

Von Dr. J�rgen Maurer, bfai-Korrespondent in Tokio.

Japan facht den Wettbewerb im Luft- und Raumfahrtbereich an. Bislang haupts�chlich Zulieferer,wollen sich die einheimischen Unternehmen zus�tzlich als aktive Mitspieler im Markt f�r Regionalflugzeuge und kommerzielle Satellitenstarts positionieren. Daher ist zu erwarten, dass auch die Nachfrage nach Ausr�stung und Vorprodukten zunimmt. Denn die Unternehmen des Inselreichs werden nicht nur st�rker als Lieferanten f�r europ�ische und US-amerikanische Flugzeugbauer, sondern auch durch die inl�ndische Produktion in Anspruch genommen.
Anfang Juni 2008 dockte das japanische Forschungslabormodul namens "Kibo" (deutsch: Hoffnung) an der Internationalen Raumstation an. Im M�rz 2008 gab Mitsubishi Heavy Industries offiziell bekannt, die Entwicklung eines Regionaljets in die Tat umzusetzen. Und im Februar startete erfolgreich die 14. Tr�gerrakete vom Typ H-2A, die einen japanischen Satelliten in die Erdumlaufbahn brachte.
Zudem verabschiedete im Mai das Parlament ein Gesetz, den Weltraum f�r milit�rische Verteidigungszwecke zu nutzen. Dies betrifft insbesondere die Stationierung von �berwachungssatelliten. Damit wandelt sich Japans Rolle vom Zulieferer und Partner zu einem direkteren Mitspieler in der internationalen Luft- und Raumfahrt.
Japanische Unternehmen wollen als Konkurrenten in den M�rkten f�r kommerzielle Satellitenstarts und Regionalflugzeuge auftreten und ihre schon starke Position als Lieferanten von Komponenten, Turbinenteilen und Lizenzfertiger noch ausbauen. Umgekehrt werden sie auch als Kunden f�r die Anbieter von Ausr�stung, Teilen und Werkstoffen interessanter.
Im Jahr 2006 importierte Japan Ausr�stung, Maschinen und Teile f�r die Luft- und Raumfahrt im Wert von 1.058 Milliarden Yen. Davon entfielen 909 Milliarden Yen auf Lieferungen aus den USA, 99 Milliarden Yen auf Einfuhren aus Europa und der Rest auf Kanada. Gleichzeitig exportierte Japan insgesamt 410 Milliarden Yen an Branchenprodukten, wovon 269,4 Milliarden Yen in die USA, 73,1 Milliarden Yen nach Europa und 43 Milliarden Yen nach Kanada ausgef�hrt wurden, so letztverf�gbare detaillierte Zahlen der Society of Japanese Aerospace Companies (SJAC).
Am Gesamtumsatz machte die Luftfahrt mit mehr als 80 Prozent den L�wenanteil aus. Im Jahr 2007 beliefen sich die Produktion und Reparaturleistungen in der japanischen Luftfahrtbranche auf 1.102 Milliarden Yen (6,86 Mrd. Euro, 1 Euro = 160,65 Yen, 3-Monatsmittel Interbankenkurs). Damit ging es der einheimischen Branche etwas schlechter als 2006, insbesondere weil die Nachfrage des Verteidigungsbereichs deutlich absackte.
Schon gegenw�rtig wichtiger als die Verteidigungsnachfrage, gewinnt der zivile Luftfahrtbereich zunehmend an Bedeutung. Dazu tragen die Auftr�ge des US-amerikanischen Unternehmens Boeing bei, die f�r einen hohen Anteilan der Produktion japanischer Hersteller von Flugzeugkomponenten und Motoren stehen. Auch das europ�ische Airbus-Konsortium greift zur Erzeugung seiner Modellpalette zunehmend auf japanische Lieferanten zur�ck. Beim A380-Projekt sind es nicht weniger als 20 Firmen, die daran mitwirken. Und f�r den A350 will Airbus etwa 5 Prozent der Teile von Japan beziehen, was verglichen mit den 35 Prozent Teilezulieferung f�r die Boeing 787 bescheiden wirkt.

Angesichts steigender Kraftstoffkosten und Klimaschutzanforderungen werden umweltfreundliche Flugzeugegefragt. Bei leichten und stabilen Verbundwerkstoffen, pr�ziser Metallverarbeitung sowie effizienten Flugzeugturbinen geh�ren japanische Hersteller zu den f�hrenden Anbietern weltweit. Neben Mitsubishi Heavy Industries sind einige der Unternehmen, wie Fuji Heavy Industries, Kawasaki Heavy Industries, IHI, Bridgestone, Teijin und Toray schon gut im Gesch�ft.
Jedoch ist Mitsubishi Heavy Industries in Japans Luft- und Raumfahrtbranche der entscheidende Player. Das Unternehmen zeichnet sowohl f�r den Bau der Tr�gerraketen wie auch des k�nftigen Regionaljets verantwortlich. Etwa 2012/13 sollen die ersten Regionaljets von Mitsubishi Heavy Industries (MHI) ausgeliefert werden. Anfang April 2008 erfolgte die Gr�ndung einer eigenen Gesellschaft, der Mitsubishi Aircraft Corp., f�r den neuen Gesch�ftszweig, bei der aber auch andere japanische Partner mit im Cockpit sitzen.
Seit Ende 2002 liegt der Bau und seit Mitte 2007 auch der Start von Tr�gerraketen in der privatwirtschaftlichen Verantwortung von Mitsubishi Heavy Industries. Das Unternehmen erwartet 2009 den ersten kommerziellen Start eines Satelliten durchf�hren zu k�nnen, nachdem es die Kosten auf ein internationales Preisniveau gesenkt hat. Zus�tzlich zum Satellitentr�gergesch�ft ist ein weitergehendes Ziel, bis 2025 eine bemannte Mondlandung zu verwirklichen.
Auch wenn sich die Privatwirtschaft stark engagiert, erh�lt die Luft- und Raumfahrtbranche doch von staatlicher Seite weiter finanzielle R�ckendeckung, um eine tragf�hige Industrie zu schaffen. So hat das Ministry of Economy, Trade and Industry (METI) zugesagt, sich an den Entwicklungskosten des Regionaljets mit etwa 50 Milliarden Yen zu beteiligen.Und f�r das Fiskaljahr 2008 wurden bereits 6,9 Milliarden Yen f�r Raumfahrtprojekte, insbesondere f�r die Entwicklung von Satellitentechnologie, im Haushalt bereitgestellt.
Mehr als 2,8 Milliarden US-Dollar und �ber zwei Jahrzehnte hat Japan in die Entwicklung seines Weltraumlabors "Kibo"gesteckt, das Anfang Juni 2008 an der internationalen Raumstation angedockt wurde. Vor dem Hintergrund der Meilensteine 2008 wird Japan vom 1. bis 5. Oktober 2008 die Fachausstellung "Japan International Aerospace Exhibition" auf dem "Pacifico Yokohama"-Messegel�nde von Yokohama abhalten. Diese Luft- und Raumfahrtmesse findet alle vier Jahre statt.


The Society of Japanese Aerospace Companies
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Tokyo 107-0052 / Japan
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