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Datum: 2022-12-31

Asien Kurier  7/2008 vom 1. Juli 2008

Japan - Auslandsinvestoren bleiben zur�ckhaltend

Von Dr. J�rgen Maurer, bfai-Korrespondent in Tokio.

Japans Unternehmen sind als Investoren international sehr aktiv. Doch verglichen mit anderen entwickelten OECD-Mitgliedern f�llt der Bestand an ausl�ndischen Direktinvestitionen im Land der aufgehen den Sonne sehr klein aus. Das liegt nur in geringem Ma�e an mangelndem Willen, in Japan gesch�ftlich t�tig zu sein. Vielmehr ist es ein bislang eher ablehnendes Umfeld, das ausl�ndische Unternehmen und Politiker frustriert. Vor allem europ�ische Firmen sehen Japan als wichtigen Standort ihrer Aktivit�ten und wollen dort auch mehr investieren.
Im Jahr 2007 stiegen die ausl�ndischen Direktinvestitionen in dem ostasiatischen Inselstaat schneller als in den vorangegangenen Jahren. Unternehmen weiten ihre Aktivit�ten aus, weil sie gute Gesch�fte erwarten, so eine Umfrage der "Japan External Trade Organization" (Jetro), die im September und Oktober 2007 durchgef�hrt wurde. Dennoch ist die Regierung noch deutlich von ihrem Ziel entfernt, bis 2010 einen Bestand an ausl�ndischen Investitionen in Japan in H�he von 5 Prozent des Bruttoinlandprodukts zu erreichen.
Zwar ist das Land ein sehr aktiver Investor in weltweitem Ma�stab. Jedoch sind die investiven Kapitalzufl�sse hierher sehr gering. Nach Zahlen des Kabinettb�ros erreichte der vom Ausland in Japan get�tigte Investitionsgrundstock im Jahr 2006 gerade einmal 2,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Hingegen betrug der Anteil 44,8 Prozent in Gro�britannien, 18 Prozent in Deutschland und 13 Prozent in den USA.
Bis Ende 2006 erreichten die von EU-L�ndern bis dato get�tigten ausl�ndischen Direktinvestitionen weltweit circa 3.000 Milliarden US-Dollar (etwa 1.910 Mrd. Euro), wovon aber lediglich 75 Milliarden US-Dollar beziehungsweise weniger als 3 Prozent im Land der aufgehenden Sonne landeten. Im Jahr 2006 f�hrten europ�ische Unternehmen weniger als eine halbe Milliarde US-Dollar neuer Kapitalanlagen durch.
Zum Nachteil f�r die japanische Volkswirtschaft, wie EU-Handelskommissar Mandelson betonte, der Tokio im April 2008 besuchte, um bestehende Handels- und Investitionshemmnisse mit seinen japanischen Partnern zu diskutieren. Denn, wie eine Vielzahl von Beispielen zeigen, sind ausl�ndische Investitionen ein wichtiger Motor f�r das wirtschaftliche Wachstum, weil sie Wettbewerb, neue Technologie, neue Produkte und Dienstleistungen und neues Management Know-how mitbringen.
Dabei liegt diese Entwicklung nicht am mangelnden Investitionswillen. Europ�ische Unternehmen sind in Japan stark vertreten. Von den Ende M�rz 2006 registrierten 2.405 ausl�ndischen Gesch�ftseinheiten in Japan kamen 1.033 Firmen aus Europa. Dies war immerhin ein Anteil von 43 Prozent, so Zahlen des Ministry of Economy, Trade and Industry ("40. Survey of Trends in Business Activities of Foreign Affiliates"). Aus den USA waren 851 und aus asiatischen L�ndern 388 Unternehmen in Japan angesiedelt.
Gem�� der erw�hnten Jetro-Umfrage wollen mehr als 60 Prozent der ausl�ndischen Unternehmen in Japan ihre Gesch�ftsaktivit�ten ausweiten. Dabei handelt es sich sowohl um die Erweiterung von Vertriebsb�ros wie auch die Expansion der Produktion. Als Hemmnisse f�r Investitionen sehen die Unternehmen neben dem �berwiegend als schwierig eingesch�tzten Marktzutritt die zunehmende Knappheit an qualifiziertem Personal.
Unter den ausl�ndischen Gesch�ftsakteuren waren 72,6 Prozent in nicht-produzierenden Branchen, wie Gro�handel, Einzelhandel, Dienstleistungen etc., t�tig. Von den rund 660 produzierenden Unternehmen d�rften vor allem europ�ische Investoren hervortreten, auch wenn hierf�r keine konkreten Zahlen vorliegen.
Beispielsweise haben in den vergangenen zwei Jahren mehrere deutsche Hersteller in Japan ein Produktion aufgebaut, wie der Lasermaschinenspezialist Trumpf, der 2008 in Fukushima ein Herstellungswerk er�ffnet hat.
Um mehr Direktinvestitionen anzuziehen, gab eine von der Regierung eingesetzte Kommission im Mai 2008 Empfehlungen, wie Japan als Investitionsziel attraktiver gemacht werden k�nnte. Vorschl�ge wurden auf den Tisch gelegt, die effektive Unternehmenssteuer von gegenw�rtig etwa 40 Prozent zu senken, Fusionen und �bernahmen zu erleichtern und die Transparenz von entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen zu erh�hen.
Jedoch wird davon kurz- und mittelfristig nichts umgesetzt werden. Denn es handelt sich erst mal um Empfehlungen, die den politischen und administrativen Entscheidungsprozess durchlaufen m�ssen. Und der beansprucht in Japan viel Zeit. Viele der Vorschl�ge sind von den US-amerikanischen und europ�ischenVertretungen schon seit langem vorgebracht.
Einer der wichtigsten Ver�nderungspunkte f�r ausl�ndische Unternehmen w�re es, f�r Fusionen und Aufk�ufe sowie Reorganisationen die M�glichkeit des Steueraufschubs in Anspruch nehmen zu k�nnen. Zwar wurde mittlerweile die Durchf�hrung von Dreiecksfusionen gesetzlich geregelt, aber beispielsweise sind Bestimmungen �ber die Einf�hrung von �bernahmeschutzma�nahmen, sogenannte "poison pills", noch unklar. (mehr dazu im Asien Kurier vom 1. Feb. 2008, Seite 14/15)
Gerade letzter Punkt sorgt f�r einen gewissen Frust ausl�ndischer Investoren, denn die Zahl der Unternehmen, die �bernahmeabwehrstrategien einf�hren, hat zugenommen. Bis Mitte Mai 2008 hatten bereits bei mehr als 500 b�rsennotierten japanischen Unternehmen solche Ma�nahmen aktiviert. Ende 2007 lag die Zahl noch bei 400 Firmen, so Angaben der M&A-Beratungsfirma; Recof Corp.. Unternehmen des Stahlsektors, der Pharmabranche, der chemischen Industrie und der Nahrungsmittelbranche sind diejenigen, die am h�ufigsten Schutzma�nahmen gegen �bernahmen eingef�hrt haben. Andererseits gibt es auch Beispiele von Unternehmen, die in den ersten f�nf Monaten 2008 ihre Schutzw�lle abgebaut haben. Jedoch f�llt dieAnzahl mit bislang sechs F�llen, wie unter anderem Shiseido und Nissen Holdings, weniger ins Gewicht.
Unabh�ngig davon, wie sich die politischen Verh�ltnisse auf nationaler Ebene entwickeln und sich die japanischen Unternehmen verhalten, sind die Pr�fekturen, St�dte und Gemeinden von Hokkaido im Norden bis Kyushu im S�den sehr aktiv dabei, ausl�ndische Investoren anzuziehen. Sie bieten eine Reihe von Anreizen, angefangen mit der schnellen Ausstellung von Lizenzen, g�nstigen Mieten bis hin zu Vorzugskrediten f�r Bauvorhaben und Entwicklungskosten.