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Datum: 2022-12-31

Asien Kurier  9/2008 vom 1. September 2008

Thailand - Aufschwung mit Umweltbewusstsein

Von Alexander Hirschle, bfai-Korrespondent in Bangkok.

Mit einem Plus von 20 Prozent bei der Produktion und im Verkauf machte Thailand in der ersten Jahresh�lfte 2008 seinem Ruf als "Detroit Asiens" alle Ehre. Die positive Grundstimmung in der Branche wurde durch ein noch intensiveres Engagement deutscher Hersteller unterstrichen. K�nftig werdenvor allem umweltfreundlichen Pkw sowie �thanol als alternativem Treibstoff gute Marktchancen einger�umt.
Insgesamt liefen in den ersten 6 Jahresmonaten 720.000 Fahrzeuge vom Band. Die Herstellung von Pkw schoss dabei sogar um mehr als 40 Prozent auf 203.000 Einheiten in die H�he, w�hrend Nutzfahrzeuge mit einem Plus von knapp 14 Prozent auf 516.000 ein unterdurchschnittliches Wachstum verzeichneten. Im gleichen Tempo legten Pick-ups - die mit Abstand wichtigste Untergruppe der Nutzfahrzeuge - auf 506.000 Einheiten zu.
Der steigende Output der thail�ndischen Kfz-Hersteller wurde dabei von einer h�heren Nachfrage aus dem Ausland sowie einem florierenden Binnenmarkt angekurbelt. So legten die Exporte von Kfz "made in Thailand" in den ersten sechs Monaten 2008 nach Angaben des Fachverbandes Automotive Industry Club um 29,2 Prozent auf 386.000 Einheiten zu. Die Ausfuhren von Motoren wiesen dabei fast eine Verdopplung auf.
Auch der Inlandsabsatz zeigte sich dynamisch. Die Verk�ufe von Kfz erh�hten sich in Thailand bis Juni2008 um 9,9 Prozent im Vergleich mit den ersten sechs Monaten des Vorjahres auf insgesamt 320.000 Einheiten, bei Pkw belief sich die Steigerungsrate sogar auf �ber 30 Prozent. Vor allem die steuerlichen Verg�nstigungen f�r Pkw, die auf Basis des Treibstoffs "E20" (Mischung aus 20 Prozent Ethanol und 80 Prozent herk�mmlichem Benzin) betrieben werden, haben sich dabei nach Einsch�tzung des Fachverbandes positiv ausgewirkt. Die Ersparnis im Vergleich zu normalem Benzin bel�uft sich auf ungef�hr 6 Baht pro Liter (1 Euro = 52,13 Baht; 3-Monatsmittelkurs, Tendenz deutlich fallend).
Die Verkaufszahlen von Kfz wurden allerdings abgebremst durch das schwache Abschneiden von Pick-ups, deren Verk�ufe im Juni 2008 um 23,2 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahresmonat einbrachen. In den ersten Monaten 2008 hatte die Absatzkurve noch nach oben gezeigt, dann aber mit dem steigenden Preis f�r Dieseltreibstoff bis Jahresmitte deutlich nachgelassen. Als Resultat gingen die Verk�ufe im 1. Halbjahr 2008 um 0,7 Prozent auf 182.000 Einheiten in diesem Segment zur�ck. Damit belief sich der Anteil von Pick-ups am Gesamtabsatz von Kfz in Thailand in diesem Zeitraum auf "nur" noch 56,5 Prozent im Vergleich zu den 2007 erzielten 62,4 Prozent.
Branchengigant Toyota revidierte dem zufolge im Juli seine Absatzprognosen f�r das Gesamtjahr 2008 nach unten und geht jetzt von einem R�ckgang der Pick-up-Verk�ufe um etwa 5 Prozent auf 385.000 Einheiten aus. Noch im Vorjahr lagen die Zahlen �ber der 400.000er-Marke, die urspr�nglichen Sch�tzungen f�r 2008 sahen einen Anstieg in H�he von etwa 5 Prozent voraus. Das Segment hatte seit der Asienkrise Ende der 90erJahre ein stetiges Wachstum verzeichnet und muss jetzt erstmals wieder Einbu�en hinnehmen. Pick-ups werden in Thailand vorwiegend in l�ndlichen Gebieten eingesetzt, w�hrend in den Gro�st�dten wie Bangkok Pkw das Stra�enbild dominieren.
Die positive Entwicklung des thail�ndischen Kfz-Sektors sollte sich dennoch k�nftig fortsetzen, auch wenn die gesamtwirtschaftliche Dynamik in dem s�dostasiatischen Land im 2. Halbjahr 2008 voraussichtlich etwas abschw�cht. Vor allem die steigende Inflation, die im Juni den h�chsten Wert der vergangenen zehn Jahre erreicht hatte, dr�ckt auf die Kaufkraft der privaten Haushalte. Namhafte Kfz-Produzenten setzen jedoch weiterhin auf Thailand als attraktiven Markt.
So intensivierte der deutsche Hersteller Mercedes-Benz im Juni 2008 sein Engagement in Thailand, indem er vor Ort sein erstes integriertes Gesch�ftszentrum einweihte. Das "One-Roof-Center", in dem Lager, Qualit�tssicherung, Vertrieb und Kundendienst unter einem Dach konzentriert werden, kostete insgesamt 600 Millionen Baht (circa 11,2 Mio. Euro) und gilt als einzigartig in der ganzen Region. Auf mehr als 43.000 m2 finden sich dar�ber hinaus Ausbildungsst�tten, eine Tankstelle und eine Teststrecke.
Im Zuge der st�rkeren Aktivit�ten fordern Mercedes und andere f�hrende europ�ische Kfz-Hersteller von der Regierung eine bessere F�rderung f�r Diesel-Pkw. Bisher kommen vorwiegend mit �thanol angetriebene Fahrzeuge in die Gunst von Steuerleichterungen. Angesichts steigender Benzinpreise sollte nach Ansicht von Branchenvertretern auch die Diesel-Technologie mehr ins Rampenlicht r�cken, um die Importabh�ngigkeit zu verringern und eine Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs voranzutreiben.
�berall auf der Welt gew�nnen Diesel-Motoren Marktanteile, Thailand sei die einzige Ausnahme, so ein leitender Angestellter der Robert Bosch GmbH in der Tageszeitung "Bangkok Post". Hier w�rden Diesel-Motoren vorwiegend in Pick-Ups eingesetzt, obwohl man mit der neuesten Technologie ein Drittel weniger an Kraftstoff verbrauche als mit herk�mmlichem Benzin. In die gleiche Kerbe schlug der Verband Taia (ThaiAutomotive Industry Association), der Ende Juli 2008 eine F�rderung f�r das darbende Pick-up-Segment von der Regierung einforderte.
Bereits Ende Juni hatte die thail�ndische Presse gemeldet, dass die Regierung in Bangkok erste Signale in Richtung von Steuererleichterungen auch f�r umweltfreundliche Diesel-Pkw signalisiert habe - mit klarer Zielrichtung deutsche Hersteller. Ein Regierungssprecher habe demzufolge die Meinung ge�u�ert, dass Diesel-Fahrzeuge das �ffentlich gef�rderte Eco-Car-Programm komplement�r erg�nzen k�nnten. Die Ger�chte wurden jedoch noch nicht von offizieller Seite best�tigt. Vertreter asiatischer Produzenten wiederum gaben zu bedenken, dass die Kunden in der Region andere Pr�ferenzen h�tten und ein Erfolg etwaiger Ma�nahmen nicht garantiert sei.
Ethanol d�rfte sich als alternativer Treibstoff k�nftig immer st�rker im thail�ndischen Kfz-Sektor etablieren und etwa 15 bis 20 Baht billiger sein als herk�mmliches Benzin. "E85"-Treibstoff mit einem Mischungsverh�ltnis von 85 Prozent �thanol und 15 Prozent Benzin wird voraussichtlich in der zweiten H�lfte 2008 erh�ltlich sein. Parallel dazu soll der sogenannte Flex-Fuel-Motor auf den Markt kommen, der in Brasilien eine einmalige Erfolgsgeschichte aufzuweisen hat und eine beliebige Mischung der beiden Treibstoffarten erlaubt.
W�hrend in Brasilien mittlerweile mehr als 80 Prozent der verkauften Pkw mit dieser Technologie ausgestattet sind, wird in Thailand der Absatz zun�chst �ber sogenannte "converter kits" laufen. Diese sollen selbst Laien eine problemlose Umr�stung des eigenen Fahrzeugs erm�glichen. Auf diese Weise m�ssen die k�nftigen Nutzer von �thanol nicht erst ein Neufahrzeug erwerben, sondern k�nnen sofort in den Genuss der preislichen Vorteile kommen.
Thailand d�rfte eine federf�hrende Rolle f�r die gesamte Region bei dieser neuen Technologie einnehmen. Wenn der Flex-Fuel-Antrieb dort von den Konsumenten akzeptiert wird, soll sich die Expansion nach Einsch�tzung von Unternehmensvertretern baldm�glichst auf Indien und die Volksrepublik China erstrecken. In Thailand d�rfte die Produktion der Umr�stungs-Sets 2009 aufgenommen werden mit einer voraussichtlichen Outputmenge von zun�chst 200.000 Einheiten pro Jahr. In einer zweiten Phase sollen die Produktionskapazit�ten sogar verdoppelt werden.

The Federation of Thai Industries
Automotive Industry Club
Queen Sirikit National Convention Center, Zone C
4. Floor, 60 New Ratchadapisek Road
Bangkok 10110 / Thailand
Tel.: 66 2 345 1169
Fax: 66 2 345 12 81
Web: www.aic.or.th