Neu ! - Myanmar 2013 - Der Tigerstaat von morgen?
Wirtschaftsreport - 47 Seiten - April 2013 - € 49,00
StartseiteArchivNeu !  BücherProdukt-PiraterieAnzeigen
Abo, Kontakt Asiatische Webseiten Industriereports Über uns
Asien Kurier 9/2008 vom 1. September 2008
Thailand

Aufschwung mit Umweltbewusstsein

Von Alexander Hirschle (gtai)

Mit einem Plus von 20 Prozent bei der Produktion und im Verkauf machte Thailand in der ersten Jahreshälfte 2008 seinem Ruf als "Detroit Asiens" alle Ehre. Die positive Grundstimmung in der Branche wurde durch ein noch intensiveres Engagement deutscher Hersteller unterstrichen. Künftig werdenvor allem umweltfreundlichen Pkw sowie Äthanol als alternativem Treibstoff gute Marktchancen eingeräumt.

Insgesamt liefen in den ersten 6 Jahresmonaten 720.000 Fahrzeuge vom Band. Die Herstellung von Pkw schoss dabei sogar um mehr als 40 Prozent auf 203.000 Einheiten in die Höhe, während Nutzfahrzeuge mit einem Plus von knapp 14 Prozent auf 516.000 ein unterdurchschnittliches Wachstum verzeichneten. Im gleichen Tempo legten Pick-ups - die mit Abstand wichtigste Untergruppe der Nutzfahrzeuge - auf 506.000 Einheiten zu.

Der steigende Output der thailändischen Kfz-Hersteller wurde dabei von einer höheren Nachfrage aus dem Ausland sowie einem florierenden Binnenmarkt angekurbelt. So legten die Exporte von Kfz "made in Thailand" in den ersten sechs Monaten 2008 nach Angaben des Fachverbandes Automotive Industry Club um 29,2 Prozent auf 386.000 Einheiten zu. Die Ausfuhren von Motoren wiesen dabei fast eine Verdopplung auf.

Auch der Inlandsabsatz zeigte sich dynamisch. Die Verkäufe von Kfz erhöhten sich in Thailand bis Juni2008 um 9,9 Prozent im Vergleich mit den ersten sechs Monaten des Vorjahres auf insgesamt 320.000 Einheiten, bei Pkw belief sich die Steigerungsrate sogar auf über 30 Prozent. Vor allem die steuerlichen Vergünstigungen für Pkw, die auf Basis des Treibstoffs "E20" (Mischung aus 20 Prozent Ethanol und 80 Prozent herkömmlichem Benzin) betrieben werden, haben sich dabei nach Einschätzung des Fachverbandes positiv ausgewirkt. Die Ersparnis im Vergleich zu normalem Benzin beläuft sich auf ungefähr 6 Baht pro Liter (1 Euro = 52,13 Baht; 3-Monatsmittelkurs, Tendenz deutlich fallend).

Die Verkaufszahlen von Kfz wurden allerdings abgebremst durch das schwache Abschneiden von Pick-ups, deren Verkäufe im Juni 2008 um 23,2 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahresmonat einbrachen. In den ersten Monaten 2008 hatte die Absatzkurve noch nach oben gezeigt, dann aber mit dem steigenden Preis für Dieseltreibstoff bis Jahresmitte deutlich nachgelassen. Als Resultat gingen die Verkäufe im 1. Halbjahr 2008 um 0,7 Prozent auf 182.000 Einheiten in diesem Segment zurück. Damit belief sich der Anteil von Pick-ups am Gesamtabsatz von Kfz in Thailand in diesem Zeitraum auf "nur" noch 56,5 Prozent im Vergleich zu den 2007 erzielten 62,4 Prozent.

Branchengigant Toyota revidierte dem zufolge im Juli seine Absatzprognosen für das Gesamtjahr 2008 nach unten und geht jetzt von einem Rückgang der Pick-up-Verkäufe um etwa 5 Prozent auf 385.000 Einheiten aus. Noch im Vorjahr lagen die Zahlen über der 400.000er-Marke, die ursprünglichen Schätzungen für 2008 sahen einen Anstieg in Höhe von etwa 5 Prozent voraus. Das Segment hatte seit der Asienkrise Ende der 90erJahre ein stetiges Wachstum verzeichnet und muss jetzt erstmals wieder Einbußen hinnehmen. Pick-ups werden in Thailand vorwiegend in ländlichen Gebieten eingesetzt, während in den Großstädten wie Bangkok Pkw das Straßenbild dominieren.

Die positive Entwicklung des thailändischen Kfz-Sektors sollte sich dennoch künftig fortsetzen, auch wenn die gesamtwirtschaftliche Dynamik in dem südostasiatischen Land im 2. Halbjahr 2008 voraussichtlich etwas abschwächt. Vor allem die steigende Inflation, die im Juni den höchsten Wert der vergangenen zehn Jahre erreicht hatte, drückt auf die Kaufkraft der privaten Haushalte. Namhafte Kfz-Produzenten setzen jedoch weiterhin auf Thailand als attraktiven Markt.

So intensivierte der deutsche Hersteller Mercedes-Benz im Juni 2008 sein Engagement in Thailand, indem er vor Ort sein erstes integriertes Geschäftszentrum einweihte. Das "One-Roof-Center", in dem Lager, Qualitätssicherung, Vertrieb und Kundendienst unter einem Dach konzentriert werden, kostete insgesamt 600 Millionen Baht (circa 11,2 Mio. Euro) und gilt als einzigartig in der ganzen Region. Auf mehr als 43.000 m2 finden sich darüber hinaus Ausbildungsstätten, eine Tankstelle und eine Teststrecke.

Im Zuge der stärkeren Aktivitäten fordern Mercedes und andere führende europäische Kfz-Hersteller von der Regierung eine bessere Förderung für Diesel-Pkw. Bisher kommen vorwiegend mit Äthanol angetriebene Fahrzeuge in die Gunst von Steuerleichterungen. Angesichts steigender Benzinpreise sollte nach Ansicht von Branchenvertretern auch die Diesel-Technologie mehr ins Rampenlicht rücken, um die Importabhängigkeit zu verringern und eine Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs voranzutreiben.

Überall auf der Welt gewännen Diesel-Motoren Marktanteile, Thailand sei die einzige Ausnahme, so ein leitender Angestellter der Robert Bosch GmbH in der Tageszeitung "Bangkok Post". Hier würden Diesel-Motoren vorwiegend in Pick-Ups eingesetzt, obwohl man mit der neuesten Technologie ein Drittel weniger an Kraftstoff verbrauche als mit herkömmlichem Benzin. In die gleiche Kerbe schlug der Verband Taia (ThaiAutomotive Industry Association), der Ende Juli 2008 eine Förderung für das darbende Pick-up-Segment von der Regierung einforderte.

Bereits Ende Juni hatte die thailändische Presse gemeldet, dass die Regierung in Bangkok erste Signale in Richtung von Steuererleichterungen auch für umweltfreundliche Diesel-Pkw signalisiert habe - mit klarer Zielrichtung deutsche Hersteller. Ein Regierungssprecher habe demzufolge die Meinung geäußert, dass Diesel-Fahrzeuge das öffentlich geförderte Eco-Car-Programm komplementär ergänzen könnten. Die Gerüchte wurden jedoch noch nicht von offizieller Seite bestätigt. Vertreter asiatischer Produzenten wiederum gaben zu bedenken, dass die Kunden in der Region andere Präferenzen hätten und ein Erfolg etwaiger Maßnahmen nicht garantiert sei.

Ethanol dürfte sich als alternativer Treibstoff künftig immer stärker im thailändischen Kfz-Sektor etablieren und etwa 15 bis 20 Baht billiger sein als herkömmliches Benzin. "E85"-Treibstoff mit einem Mischungsverhältnis von 85 Prozent Äthanol und 15 Prozent Benzin wird voraussichtlich in der zweiten Hälfte 2008 erhältlich sein. Parallel dazu soll der sogenannte Flex-Fuel-Motor auf den Markt kommen, der in Brasilien eine einmalige Erfolgsgeschichte aufzuweisen hat und eine beliebige Mischung der beiden Treibstoffarten erlaubt.

Während in Brasilien mittlerweile mehr als 80 Prozent der verkauften Pkw mit dieser Technologie ausgestattet sind, wird in Thailand der Absatz zunächst über sogenannte "converter kits" laufen. Diese sollen selbst Laien eine problemlose Umrüstung des eigenen Fahrzeugs ermöglichen. Auf diese Weise müssen die künftigen Nutzer von Äthanol nicht erst ein Neufahrzeug erwerben, sondern können sofort in den Genuss der preislichen Vorteile kommen.

Thailand dürfte eine federführende Rolle für die gesamte Region bei dieser neuen Technologie einnehmen. Wenn der Flex-Fuel-Antrieb dort von den Konsumenten akzeptiert wird, soll sich die Expansion nach Einschätzung von Unternehmensvertretern baldmöglichst auf Indien und die Volksrepublik China erstrecken. In Thailand dürfte die Produktion der Umrüstungs-Sets 2009 aufgenommen werden mit einer voraussichtlichen Outputmenge von zunächst 200.000 Einheiten pro Jahr. In einer zweiten Phase sollen die Produktionskapazitäten sogar verdoppelt werden.

The Federation of Thai Industries

Automotive Industry Club

Queen Sirikit National Convention Center, Zone C

4. Floor, 60 New Ratchadapisek Road

Bangkok 10110 / Thailand

Tel.: 66 2 345 1169

Fax: 66 2 345 12 81

Web: www.aic.or.th





©  2007 bis 2013 Asien Kurier.
All rights are reserved  (Nutzungsrechte / Titelschutz)
Unsere Webseiten sind für den Firefox-Browser und eine Auflösung von 1280 x 1024 pixel optimiert.
Opera und Safari-Browser sind gerne gesehen; auf Microsoft / IE können wir verzichten.