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Datum: 2022-12-31

Asien Kurier  vom 1. Oktober 2008

Hongkong - Steuerfreies Wein-Business geniessen

Von Wolfgang Ehmann, stellvertretender Gesch�ftsf�hrer der AHK Hongkong.

Die Konsumenten von Bier und Wein k�nnen sich �ber die k�rzliche Abschaffung der Alkoholsteuer freuen. Zwar wurden die Preissenkungen bislang kaum an die Endverbraucher weitergegeben, Marktbeobachter sehen jedoch ein erhebliches Potential diese, seit Jahren wachsende, Branche weiter auszubauen und sich als regionaler Handelsplatz, besonders f�r Wein, zu positionieren.
W�hrend sich europ�ische Konsumenten mit Preissteigerungen bei alkoholischen Getr�nken abfinden m�ssen, lassen sich in Hongkong positive Entwicklungen verbuchen. 2007 wurden die Steuern auf Wein und Bier von 80 auf 40 Prozent halbiert. In seinem Haushaltsplan 2008/09 hat der Finanzminister im Februar diesen Jahres die komplette Abschaffung dieser Steuer angek�ndigt. Die j�hrlichen Steuerverluste in H�he von 560 Millionen Hongkong-Dollar (46 Mio. Euro, 1 Euro etwa 12 HK$, 3-Monatsmittelkurs) werden durch eine Gewinnerwartung von 4 Milliarden Hongkong-Dollar kompensiert.
Gemessen an den europ�ischen oder chinesischen M�rkten ist jener in Hongkong relativ klein. Dennoch erwarten Importeure und die Gastronomie einen Schub f�r die Branche vor allem durch eine vermehrte Investitionst�tigkeit. So setzt man auf komplement�re Dienstleistungen wie Import-Export, Lagerung, Veranstaltungen wie die diesj�hrige VinExpo 2008, sowie Kongresse und Auktionen.
Um sich als regionales Zentrum f�r den Wein- und Bierhandel zu etablieren, kommt es f�r Hongkong weniger auf das eigentliche Endgesch�ft an, als vielmehr darauf der Industrie einen regionalen Standort zu bieten und sie damit in der Stadt zu verankern. Die bereits vorhandene Infrastruktur und Expertise in der Ausrichtung von Gro�veranstaltungen bieten gute Voraussetzungen f�r die Entwicklung zu einem zentralen Umschlagplatz f�r Weine in Asien.
Gr��ter Konkurrent im Kampf um die Vorherrschaft wird dabei Singapur werden. Da auch der Stadtstaat mit einem gro�em Hafen ausgestattet ist, hofft Hongkong sich durch Nebenindustrien im Wettstreit zu behaupten. Insbesondere durch die wachsende Sparte der Wein-Investitionen in Form von Wein-Fonds, Gro�h�ndlern, Termingesch�ften und Premiumweinen, sowie durch Weinauktionen f�r teure und seltene Weine, will sich Hongkong einen Vorteil im regionalen Gesch�ft verschaffen.
Obwohl im asiatischen Raum traditionell wenig Traubenwein konsumiert wird, d�rfte der Weinmarkt zuk�nftig einer der am schnellsten wachsenden sein. W�hrend der Weltmarkt in der n�chsten f�nf Jahren voraussichtlich um circa 1 Prozent zulegen wird, sch�tzen Analysten das j�hrliche Wachstum f�r den asiatischen Markt in den kommenden Jahren auf 10 bis 20 Prozent. Derzeit liegt das asiatische Marktvolumen (ohne Japan) bei etwa 7 Milliarden US-Dollar, was rund 7 Prozent des Weltmarktes entspricht.
In den kommenden Jahren gehen Marktkenner von einer Umsatzsteigerung auf 17 Milliarden US-Dollar (bis 2017) aus, die sich auf 27 Milliarden (bis 2027) steigern k�nnte, entsprechend einem Weltmarktanteil von 20 Prozent.
Als einer der zentralen H�fen erwartet Hongkong von dieser positiven Entwicklung zu profitieren. So wurden vergangenes Jahr 15 Prozent der nach Asien importierten Weine �ber die ehemalige Kronkolonie eingef�hrt. Das entspricht einem Handelsvolumen von 2,485 Milliarden Hongkong-Dollar. Im Laufe der kommenden Jahre soll dieses Wert von mehr als 24 Prozent (2017) auf bis zu 33 Prozent (2027) ansteigen. Das entspr�che einem Handelsvolumen von 8,937 Milliarden Hongkong-Dollar.
Der Steuerla� auf Wein erm�glicht dar�ber hinaus eine zollfreie Lagerung. Investoren, die ihren Wein bislang vorzugsweise au�erhalb Hongkongs lagerten, k�nnte dadurch zu einer R�ckkehr bewogen werden. Da die europ�ischen Staaten alkoholische Getr�nke noch hoch besteuern, erhofft man sich auch mit gro�en M�rkten wie London konkurrieren zu k�nnen. Vor allem sollen international erfahrene L�nder hochwertige Weinsorten des gehobenen Preissegments angeworben werden, die einen raschen Anschlu� an die globale Weinwirtschaft erm�glichen.
Eine erste Gelegenheit zur Pr�sentation der eigenen Ambitionen bot sich f�r Hongkong durch die VinExpo Asia-Pacific 2008 Messe. Mit 8.868 Besuchern verbuchte sie einen 28,8-prozentigen Zuwachs gegen�ber der Vorveranstaltung 2006. 692 Aussteller aus 32 L�ndern waren bei der diesj�hrigen Veranstaltung vertreten und boten 70.000 Flaschen Wein zur Verkostung an. Weiterhin war die Auktion des US-Hauses Merrall im Mai diesen Jahres ein voller Erfolg. Bei der gr��ten asiatischen Weinauktion wurde Wein f�r insgesamt 8,2 Millionen US-Dollar ersteigert.
Auch auf der internationalen Weinmesse, die das Trade Development Council im August organisierte, wurde deutlich, dass das neue Konzept bei den H�ndlern offenbar ankommt. So wird die in San Fransisco ans�ssige Firma Vinfolio Ende 2008 ein neues 4.900 m2 gro�es Weinlager in Betrieb nehmen.
Die ersten Schritte um ein bedeutender asiatischer Weinhandelsplatz zu werden, sind also getan. Hongkong z�hlt gegenw�rtig 200 auf Wein spezialisierte Importeure. Auf dem chinesischen Festland sind es 800 bis 1.000, davon sind 30 bis 50 Gro�h�ndler. Das Wein-Importvolumen hat zwischen 2000 und 2006 um 13 Prozent zugenommen. Eine Fortsetzung dieses Trends durch die Steuererleichterungen im Februar ist zu erwarten.
Als einer der wohlhabensten asiatischen Standorte ist Hongkong geradezu pr�destiniert in so einem anspruchsvollem Segment wie der Weinbranche zu re�ssieren.