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Datum: 2023-09-11

Asien Kurier  1/2009 vom 1. Januar 2009

China - Renminbi kommt zum Stillstand

Von Dr. Roland Rohde, gtai-Korrespondent in Hongkong.

Mit einer konstanten, aber langsamen Aufwertung des Renminbi (RMB) gegen�ber dem US-Dollar hat Beijing bislang vergeblich versucht, den hohen Au�enhandels�berschuss insbesondere mit den Vereinigten Staaten abzubauen. Die Devisenreserven Chinas �berstiegen zum Jahresende 2008 den erstaunlichen Wert von 2.000 Milliarden US-Dollar. Von einem realen Marktwert ist die Landesw�hrung nach Einsch�tzung von Finanzexperten immer noch weit entfernt. Zum Jahresende kam es sogar zu einer leichten Aufwertung der Landesw�hrung gegen�ber der US-W�hrung.
Im Juli 2005 lockerte Beijing das strenge Wechselkursregime. Der Renminbi war ab sofort nicht mehr fest an den US-Dollar, sondern an einen W�hrungskorb gebunden. Zudem konnte er - innerhalb enger Grenzen - aufwerten. Mit diesem Schritt versuchte die Regierung insbesondere Kritiker aus den USA zu bes�nftigen. Der Renminbi war n�mlich nach Expertenmeinung deutlich unterbewertet, was unter anderem zu hohen Handelsbilanz�bersch�ssen Chinas mit den Vereinigten Staaten f�hrte.
Doch in den ersten beiden Jahren nach der Liberalisierung bewegte sich der Renminbi kaum. Er wertete gerade einmal um insgesamt rund 9 Prozent gegen�ber dem US-Dollar auf. Diese Steigerung reichte nach Einsch�tzung eines Vertreters der Deutschen Bundesbank noch nicht einmal dazu aus, die wachsende L�cke zwischen dem chinesischen und dem US-amerikanischen Produktivit�tswachstum zu neutralisieren. Real hatte der Renminbi in den zwei Jahren sogar leicht abgewertet.
Der Handelsbilanz�berschuss Chinas mit den Vereinigten Staaten stieg daher unaufh�rlich, und die ausl�ndischen W�hrungsreserven der Volksrepublik verdoppelten sich zwischen Juli 2005 und Juli 2007 von knapp 700 Milliarden auf fast 1.400 Milliarden US-Dollar. Zur Jahresmitte 2007 kam dann endlich Bewegung in den Markt und der Renminbi wertete innerhalb von nur zw�lf Monaten um �ber 10 Prozent auf. Zusammen mit der Reduzierung der Umsatzsteuerr�ckerstattung f�r zahlreiche Exportg�ter wollte die Regierung dem Handelsbilanz�berschuss zu Leibe dr�cken, die Abh�ngigkeit der Konjunktur von den ausl�ndischen M�rkten verringern und zugleich die eigene Industrie h�her positionieren.
Die von den USA verschuldete weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise machte den Planern jedoch einen Strich durch die Rechnung. Angesichts der Rezessionen in den USA, Europa, Japan und anderen Hauptabnehmerl�ndern Chinas geriet der Exportmotor im Herbst langsam, aber sicher ins Stottern. Die ersten gro�en Unternehmen im S�den des Landes gingen im Oktober Pleite. Tausende von Arbeitern standen auf der Stra�e.
Pl�tzlich war die arbeitsintensive Exportindustrie wieder als Jobmotor gefragt. So erh�hte Beijing zwischen Juli und November 2008 nicht nur sukzessiv die Umsatzsteuererstattungsquote f�r den Export von Textilien, Spielzeug, Kunststoffwaren, M�bel, Keramik und einige andere Produkte, sondern drehte erstmals seit Jahren wieder an der W�hrungsschraube.
So erreichte der Renminbi am 17. Juli 2008 einen vorl�ufigen H�chststand zum US-Dollar. Seit diesem Datum aber stagnierte der Kurs. Im Dezember kam es sogar zu einer kleinen, aber merklichen Abwertung, der ersten seit dreieinhalb Jahren. Der Abbau der Handelsbilanz�bersch�sse r�ckt damit in weite Ferne. Im November �berstiegen die ausl�ndischen W�hrungsreserven Chinas nach Aussagen des Chef�konomen des nationalen Statistikamtes 2.000 Milliarden US-Dollar.
Neben der Unterst�tzung f�r die Exportindustrie mutma�en Experten, dass auch massive Abfl�sse spekulativen Kapitals die Abwertung unterst�tzt haben k�nnten. In den zur�ckliegenden Monaten hatte Beijing mit unterschiedlichen Ma�nahmen versucht den Zufluss von Spekulationskapital zu unterbinden.
Teile der Gelder flie�en jetzt wieder ab, aufgrund der Finanzkrise und weil eine weitere starke Aufwertung des Renminbi - zumindest kurzfristig - unwahrscheinlicher erscheint.
Wie die Entwicklung 2009 sein wird, l�sst sich schwer vorhersagen. Die chinesische Zentralbank hat nach offiziellen Angaben eine leichte Abwertung des Renminbi nicht ausgeschlossen, zugleich muss sie sich aber auf wachsenden Druck aus Washington gefasst machen. Die meisten Banken und Forschungsinstitute erwarten daher eine sehr moderate Aufwertung. Goldman Sachs und Credit Suisse gehen von einem Plus von 3 Prozent aus. �konomen der National Development Reform Comission sprachen im November noch von +2 Prozent.
Sorge bereitet der Regierung in Beijing derweil die Entwicklung des Euro. So ist Europa inzwischen vor den USA der wichtigste Absatzmarkt f�r die chinesische Exportindustrie. Doch der Renminbi folgt, obwohl er laut offizieller Lesart seit Juli 2005 an einen W�hrungskorb gebunden ist, im Wesentlichen der Entwicklung des US-Dollar. Da dieser gegen�ber dem Euro zwischen Mitte und Ende 2008 stark aufwertete, gewann auch die chinesische W�hrung entsprechend an Wert. Insgesamt belief sich die Steigerung auf rund 25 Prozent.