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Asien Kurier 3/2008 vom 1. M�rz 2008
Laos

Südostasiens nächster Tiger ?

Von Horst Rudolf

Wenn es in den vergangenen Jahren ein südostasiatisches Land gab, von dem kaum jemand sprach, war es mit Sicherheit Laos. Die meisten Asean-Staaten fielen entweder durch Stabilität oder kräftiges Wirtschaftswachstum auf, andere durch Krisen. Doch die Tatsache, dass das kleine Land am Mekong River nicht im Licht der Öffentlichkeit stand, könnte sich auf mittlere Frist als segensreich erweisen.

Denn Laos ist nach Quadratkilometern gar kein Zwerg, im Gegenteil. Doch auf einer Fläche, die fast dem alten Westdeutschland entspricht, leben fast zehnmal weniger Menschen, als in Deutschland. Die reiche Geschichte des Landes wird daher nur an wenigen Orten sichtbar, wie dem berühmten Luang Prabang oder auch der charmanten Hauptstadt Vientiane.

Mit gut sechs Millionen Einwohnern ist Laos damit ein typisches Agrar-Entwicklungsland, dessen Reichtum an Bodenschätzen und vor allem Wasser bisher gut versteckt war. Denn wer hätte auch noch vor wenigen Jahren gedacht, dass sich Länder plötzlich um Wasser, Energie oder andere Rohstoffe schlagen oder zumindest ? bisher noch friedlich ? Konkurrenz machen.

Die gute Nachricht für die Leser unseres Wirtschaftsmagazins: in Laos ist Deutschland ganz vorn mit dabei ? nicht wie so häufig als Nachzügler. Nimmt man staunend zur Kenntnis, dass die schwedische Regierung mangels Masse oder Interesse gerade erst beschloss ihre Entwicklungszusammenarbeit mit Laos auslaufen zu lassen, kann man der deutschen Bundesregierung nur gratulieren, in Laos vergleichsweise massiv einzusteigen, statt wie die Schweden ihren Idealismus nach Afrika zu verlagern.

Der Staatsekretär des Auswärtigen Amtes, Reinhard Silberberg, lies es sich daher trotz drängender weltpolitischer Krisenlagen von Afghanistan bis Zimbabwe nicht nehmen, aus Anlaß des 50. Jahrestags der deutsch-laotischen Beziehungen am 31. Januar nach Laos zu jetten. Der gestreßte deutsche Politiker war sichtlich glücklich, endlich einmal wieder ein überschaubares und gesundes Beispiel unbelasteter diplomatischer Beziehungen vorzufinden.

?Es gibt kein Gegeneinander von europäischen Werten hier und asiatischen Werten dort. Die Kulturen Asiens und Europas haben einander über die Jahrtausende hinweg gegenseitig befruchtet?, so der Staatssekretär. Gleichzeitig reiste zu diesem seltenen Anlaß eine Delegation der Asean-Gruppe des Deutschen Bundestages unter Leitung des erfahrenen Drittwelt-Experten Dr. Klaus Lippold nach Vientiane.

Doch auch die sechs weiteren Mitstreiter der Delegation waren handverlesene Fachleute, die wussten, warum sie für Deutschland Flagge zeigen. Denn häufig wird vergessen, dass auch kleine Länder dieselbe Stimmenzahl in den internationalen Gremien der Vereinten Nationen haben, wie die Supermächte. Ganz nebenbei zeigt eine Delegation des Bundestages den Demokratie-unerfahrenen laotischen Regierungspartnern, wie reibungslos das Zusammenspiel von Exekutive und Legislative in der Praxis funktionieren kann.

Auch der deutsche Botschafter in Laos, Dr. Peter Wienand, hat nicht nur ein feines Gespür für die politischen Sensibilitäten der ?Noch-Kommunisten?, sondern auch die notwendige Erfahrung, die deutschen Möglichkeiten bei der wirtschaftlichen Zusammenarbeit umzusetzen ? und die sind recht umfassend. Die "Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit" (GTZ) ist für einen großen Teil dessen verantwortlich, was in der Umgangssprache ?Entwicklungspolitik? heißt.

Der verantwortliche Mann in Laos, Dr. Ulrich Sabel-Koschella, koordiniert im ?Lao-German-House? einen weitaus größeren Apparat, als beispielsweise die Deutsche Botschaft ? was angesichts der Vielzahl von Projekten im weitläufigen Laos auch Sinn macht. Denn, so Sabel-Koschella, die Deutschen wollen ? im Gegensatz zu manchen anderen Gebern und Investoren, insbesondere aus der Nachbarschaft ? vor allem beraten und die laotischen Institutionen aufbauen, stärken oder, wo nötig, reformieren.

Während zum Beispiel die Volksrepublik China das Land mit Investitionen in einigen Sektoren sprichwörtlich überrennt, will die GTZ nachhaltig operieren ? was nicht nur ein Schlagwort ist. Die Namen der einzelnen Vorhaben sind entsprechen aussagefähig: ?Ländliche Entwicklung in den nördlichen Bergregionen von Laos?, ?Planung und Koordination der Wasserreserven am Unterlauf des Mekong? oder ?Entwicklung der Land/Bodenpolitik in Laos?. Tief ins Land hinein geht auch das ?Akha-Projekt?, wo versucht wird, auf Gemeindeebene den Tourismus verdaulich zu machen, indem man die örtliche Bevölkerung in privat-öffentlichen Partnerschaftsprojekten auf den kulturellen Schock rechtzeitig und vor allem einfühlsam vorbereitet.

Neben der GTZ sind natürlich auch andere wichtige Entwicklungsorganisationen vertreten. Der "Deutscher Entwicklungsdienst" (DED und die ?kleine deutsche Weltbank?, die "Kreditanstalt für Wiederaufbau" (KfW), ist ebenfalls dabei, in das ?Lao-German-House? einzuziehen, gut für die zukünftige Koordination deutscher Entwicklungsaktivitäten. Für andere ?Helfer? ist im Rahmen dieses Artikels leider kein Platz, und natürlich muß erwähnt werden ? Steuergelder verpflichten ? dass sich auch die Entwicklungsorganisationen der EU und der Vereinten Nationen immer häufiger die laotischen Klinken in die Hand geben.

Zum Glück hat inzwischen auch die Privatwirtschaft gemerkt, dass in Laos die Eisenbahn abgeht ? wenn auch erstmal einspurig, angesichts des bescheidenen Geschäftsvolumens. Doch wagemutige Unternehmer, wie der bereits früher vorgestellte ?Holz-Pionier? Werner Kubesch waren auch bei der 50-Jahresfeier wieder aktiv dabei (Asien Kurier 5/2007, Nov. 2007, S. 13). Der gebürtige Salzburger hat sich inzwischen mit einer gediegenen Beratergruppe umgeben - mehrheitlich deutsche Spezialisten.

Da sich Kubesch der umweltfreundlichen ? wie man heute sagt nachhaltigen ? Forstwirtschaft verschrieben hat, ist der zukunftsträchtige Renner nun der Erwerb größerer Ländereien, auf denen wirtschaftlich lukrative edle tropische Holzarten in ihrem natürlichen Umfeld angepflanzt werden sollen. Der Clou ist, dass hier nicht wie üblich eine Plantage hochgezogen und nach ein paar Jahren wieder abgeholzt wird, sondern ? wie das deutsche Förster seit hunderten Jahren predigen ? Mischwälder entstehen, wo die unterschiedlich schnell wachsenden Bäume je nach Reifezeit ?geerntet? werden ? theoretisch säht sich die nächste Generation dann sogar selber aus.

Neu an dem Vorhaben ist, dass mit dem Projektstart ?Waldanteile? an Investoren über ein Fondsmodell vertrieben werden, mit interessanten langfristigen Renditen ? umweltfreundlich und nachwachsend. Doch der Tropenwald und der Einfallsreichstum des Österreichers und seiner Mannschaft geben ? forsttechnisch und finanziell - noch viel mehr her, aber alles zu seiner Zeit. Entwickelt sich das Kubesch-Projekt in der vorgesehenen umweltverträglichen Form, wird es sicher auch den wohlwollenden Segen der deutschen Botschaft erhalten ? und damit auch Modellcharakter für deutsche Investitionen in Laos erhalten.

Denn das Land hat noch viel Platz für ausgewogenen Investitionen ? doch die Gefahr, die Schätze dieses Landes für die schnelle Kasse zu nutzen, ist groß genug und die skrupellose Konkurrenz schläft nicht. Staudämme, Massentourismus, Konsumdruck sind die Schlagworte, die schnell klarmachen, dass gute Beratung und seriöse Unternehmer wichtiger sind als unkontrollierter Neokapitalismus.





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